Bochum. . Wegen einer ausgeliederten Inkasso GmbH ist das Wohnungsunternehmen Deutsche Annington in die Kritik geraten. Einige Mieter müssen jetzt bei Rückständen anders als vorher Inkasso-Gebühren zahlen. Doch ein Gerichtsurteil hält diese Gebühr für rechtswidrig.

Das Wohnungsunternehmen Deutsche Annington steht mit seiner neu gegründeten Inkasso-GmbH in der Kritik. Das Mieterforum Ruhr in Bochum beklagt, dass der Wohnungs-Riese (rund 220.000 Wohnungen) auf Kosten seiner Mieter zusätzliche Einnahmen machen wolle.

Gebühren trotz berechtigter Einwände der Mieter

Annington hatte die eigene Mahnabteilung ausgegliedert und dafür die „Deutsche Wohn-Inkasso GmbH“ gegründet. Anders als früher werden jetzt Inkasso-Gebühren verlangt, die sich nach der Höhe des offenen Betrages richten, mindestens aber 45 Euro. Beim Bochumer Mieterforum (15.000 Mitglieder) stößt es bitter auf, dass die Gebühren am Ende wieder bei Annington selbst landen, denn die Inkasso GmbH ist eine 100-prozentige Tochter des Unternehmens.

Martin Krämer vom Mieterforum kritisiert, dass diese zusätzlichen Inkasso-Gebühren vor allem solche Mieter zu spüren bekommen, die „berechtigterweise Mietanteile nicht zahlen. In den meisten Fällen dann, wenn Nachzahlungen aufgrund erteilter Heiz- und Betriebskostenabrechnungen gefordert werden, der Mieter aber Einwände erhebt und von seinem gesetzlichen Prüfungsrecht Gebrauch macht“.

"Zahlungsmoral verschlechtert"

Krämer verweist auch auf ein vor wenigen Wochen ergangenes Urteil des Amtsgerichts Dortmund, bei dem es um eine rückständige Heizkostennachzahlung in Höhe von 175 Euro gehe. Die Inkasso GmbH habe 45 Euro Gebühren verlangt. Eine solche Gebühr sei aber rechtswidrig, habe das Gericht entschieden. Wenn ein Mieter eines Wohnungsunternehmens ohne Grund nicht zahle, könne ein Großvermieter selbst mahnen. Dieser dürfe nicht unnötige Kosten produzieren, indem er ein Inkassobüro beauftrage. Die Annington habe ihre Schadensminderungspflicht verletzt.

Annington-Sprecherin Katja Weisker weist die Vorwürfe zurück, dass es nur um zusätzliche Einnahmen gehe. Die Inkasso GmbH sei gegründet worden, „weil wir feststellen mussten, dass sich die Zahlungsmoral verschlechtert hat“. „Wir mussten da reagieren.“ Außerdem betont sie, dass mit der Gründung der Inkasso GmbH auch „Sozial-Manager“ eingesetzt worden seien, die den säumigen Mietern bei der Lösung seiner Geldprobleme helfen sollen. Auf diese Weise habe man bereits über 300 Räumungen verhindern können.

Gutscheine für Schuldnerberatung

Außerdem würde die Inkasso GmbH bei der Mahnung stets einen kostenlosen Gutschein für eine Schuldnerberatung bei der Awo beilegen. Teilweise würde vorher auch beim Mieter angerufen, um den Fall so zu lösen. Gegen das Urteil werde man eventuell in die Berufung gehen. In Bochum betreibt Annington 7700 Wohnungen. Im August wurden rund 100 Mahnungen verschickt.

Das Mieterforum Ruhr rät indes: „Inkassogebühren bei Wohnungsunternehmen nicht zahlen.“