Bochum. Mülltonnen dürfen nicht auf Gehwegen stehen. An der Herner Straße wurden deshalb zwei Gelbe Tonnen entfernt. Die Papiertonnen sollen in Kürze folgen. Die Anwohner sind sauer.

Ruckzuck waren die Gelben Tonnen weg: Anwohner der Herner Straße müssen ihren Wertstoffmüll fortan in Gelben Säcken sammeln. „Und die Papiertonnen sollen bald auch verschwinden“, grollt Hausbesitzer Michael Dietrich. Die Stadt spricht von Einzelfällen. Doch auch weitere Bochumer könnten ihre freistehenden Tonnen unverhofft los sein.

Eine Statistik gibt es nicht. Aber es dürften etliche der 44.000 Gelben und 68.000 Blauen Tonnen sein, die auf Gehwegen, an der Hauswand, neben der Haustür Müll schlucken. Das ist verboten. In der Abfallsatzung der Stadt heißt es: „Für die Abfallbehälter (...) sind von den Grundstückseigentümern Standplätze einzurichten. Die Standplätze sind so anzulegen, dass die Abfallbehälter von der Straße aus möglichst nicht gesehen werden können.“

Der Keller ist meist keine Lösung

Satzung hin, Satzung her: In vielen Straßenzügen fehlt es an den geforderten Stellflächen für die in den letzten Jahren und Jahrzehnten neu hinzugekommenen Abfallbehälter. Die Müll-Boxen sind mit den Grauen Restmülltonnen belegt. Der Keller ist meist keine Lösung. Wie die schweren Tonnen am Abfuhrtag nach oben wuchten?

Bleibt der Bürgersteig. „Das war hier nie ein Problem“, versichert Thomas Krug, der im Haus von Michael Dietrich an der Herner Straße 42 ein Tattoo-Studio betreibt. Zwei Gelbe und zwei Blaue Tonnen standen jahrelang draußen, „ohne irgendjemanden zu stören. Der Gehweg ist ja breit genug“. Im Juli rief der Vermieter an: „Die Stadt hat geschrieben. Die Tonnen müssen weg.“ Dietrich vermutet, dass „ein übereifriger Außendienstler am Werke war“.

Fakt ist: Mit Hinweis auf die Abfallverordnung wurden die beiden Gelben Tonnen Tage später vom USB abgeholt. Die Mieter müssen jetzt Gelbe Säcke benutzen. „Die Dinger sind furchtbar. Die dünnen Säcke gehen oft kaputt, der Müll fliegt auf der Straße herum“, berichtet Thomas Krug. „Toller Service – und das bei steigenden Müllgebühren“, ärgert sich Michael Dietrich.

„Passanten könnten behindert werden“

Auch die beiden Blauen Tonnen vor dem Tattoo-Studio sollen in Kürze einkassiert werden. „Das hat uns die Stadt schon angekündigt. Sie verweist auf die Altpapiercontainer im Stadtgebiet. Doch deren Zahl wurde ja gerade wegen der Blauen Tonnen deutlich abgebaut. Zudem sind sie oft überfüllt. Und was ist mit älteren Mietern? Sollen die ihr Altpapier mehrere hundert Meter zum Container schleppen?“, fragt Michael Dietrich.

Die Stadt verteidigt ihr Vorgehen. „Die Abfallsatzung macht klare Vorgaben. Mülltonnen dürfen nur zur Abholung auf dem Gehweg stehen. Sie könnten sonst u.a. Passanten mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator behindern und im öffentlichen Raum möglicherweise Ratten anlocken“, erklärt Stadtsprecherin Barbara Gottschlich.

Gleichwohl gebe es keine gezielten Kontrollen. „Wir reagieren nur auf Hinweise, also wenn sich jemand beschwert. Dann gehen die Mitarbeiter raus und recherchieren. Falls Tonnen unzulässigerweise auf dem Gehweg oder auf der Straße stehen, schreiben wir dem Eigentümer an. Verstöße werden geahndet. Das kann bis zum Bußgeld gehen“, erklärt Barbara Gottschlich. Häufig rückten die Tonnenräumer aber nicht an. „Das passiert nur vier bis fünf Mal im Monat“, heißt es im Rathaus.

Den USB, oft und gerne im öffentlichen Kreuzfeuer, trifft diesmal keine Schuld: „Wir räumen die Tonnen nur im Auftrag der Stadt weg. Das war auch an der Herner Straße so“, betont USB-Sprecher Jörn Denhard.