Bochum. .

Irgendwann ging nichts mehr im Hafen Heveney. Elodea nutallii, besser bekannt als nordamerikanische Wasserpest, hatte ganze Arbeit geleistet. Die Segler steckten fest in ihren Boxen, die Schlingpflanzen zerrten am Kiel, machten das Paddeln unmöglich und versauten dem Tretbootverleih das Geschäft. Klaus Dohms Segelboot liegt seit 1984 dort: „Da war hier was los. Wir waren rund 30 Leute, alle haben mit angefasst und Elodea mit Forken und allerlei Tricks aus dem Wasser gezerrt.“

Bei dieser Aktion hielt es Wilfried Perner, Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft Kemnade, nicht in seinem Büro. „Ich habe den Radlader gefahren und mitangepackt.“ Hernach bedankte sich der Hausherr bei allen Helfern und Helferinnen bei einer kleinen Grillparty im Hafen.

Hafenbereich betroffen

Denn, obwohl die Wasserpest in diesem Jahr den Ausflugsverkehr von MS Schwalbe und MS Kemnade nicht behindert wie vor einem Jahr, als die Schiffe sich mühsam eine Fahrrinne durch das Wasserpflanzen-Wirrwarr bahnen mussten, sind in diesem Jahr vor allem der Hafen und der Bereich oberhalb des Hafenbeckens betroffen. „Wir mussten kurzfristig zwei Kurse mit 30 Nachwuchsseglern von Heveney nach Oveney verlegen“, schildert Perner.

Der Ruhrverband setzt seit einigen Tagen wieder sein Mäh-Sammelschiff „Manati“, die Seekuh, ein und genausoviel wie eine solche „frisst“ das Spezialboot. Laut Ruhrverband soll es rund vier Wochen vor Ort bleiben, damit für Freizeitsegler und sonstige Nutzer der See weiterhin seinen Freizeitwert erhalten kann. Rund einen halben Hektar Wasserfläche kann das Boot pro Arbeitstag bewältigen.

Fische sollten Elodea vertilgen

Doch Britta Balt vom Ruhrverband weiß, dass der Kampf gegen die Pflanzenplage mit scharfer Unterwassersense ein schwerer ist. Bereits vor einigen Jahren hatte das NRW-Umweltministerium ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben, in dem es um die Auswirkungen und möglichen Gegenmaßnahmen zu dieser in den 1930er Jahren eingeschleppten Pflanze geht. Sie kann übrigens nur deshalb bei uns so prächtig gedeihen, weil unsere Flüsse und Seen sauberer wurden und weniger Phosphor enthalten: gut für Wasserpflanzen, schlecht für den Wassersport.

Seit 2009 hat der Ruhrverband rund 20.000 Rotfedern, eine heimische Fischart, ausgesetzt, bei denen die Elodea nachweislich ganz oben auf dem Speisezettel steht. Bisher jedoch, so bestätigt auch der Ruhrverband, halten sich die Erfolge in Grenzen. Das liege zum einen daran, dass die Fische Zeit brauchen, um zu wachsen. Ärgerlicherweise, so Britta Balt, haben auch die Rotfedern natürliche Fressfeinde, etwa den Hecht, so dass das zur Minderung des Erfolgs führen könne.

Graskarpfen keine Option

Von einer ganz anderen Möglichkeit hatte Segler Dohms gehört. Der chinesische Graskarpfen hat Elodea ebenfalls zu Fressen gern und könnte sich besser gegen Raubfische durchsetzen. Aber genau dies ist der Grund, weshalb er nicht zum Einsatz kommt. Zwar gäbe es dann keine Elodea mehr, dafür hätten der Graskarpfen das Regiment übernommen – und das will auch niemand.