Bochum. Weil die Elodea sich stark vermehrt, leiden Segler und Kanuten auf dem Kemnader See immer mehr unter der Pflanze. Jetzt fürchten die Wassersportler sogar um die Zukunft des Sees als Idyll für Wettkampf- und Freizeitsportler. Internationale Kanu-Regatten sind wegen der Wasserpest gefährdet.

Zuerst sind sie klein, aber ganz schnell dann richtig gemein: die Elodea-Pflanzen im Kemnader See. Sie sind bei den Seglern und Kanuten ungefähr so gerne gesehen, wie ein dickes Loch im Bug – also gar nicht. Inzwischen fürchten die Wassersportler um die Zukunft des Sees als Idyll für Wettkampf- und Freizeitsportler. Zu sehr schränke die wie wild wachsende Wasserpest den Sport ein. Zwar ist gerade in den Sommermonaten, wenn die Elodea besonders stark gedeiht, ein Mähboot im Einsatz, um die Pflanzen abzusäbeln, trotzdem hechelt auch der Ruhrverband längst hinter dem Wachstumstempo der Pflanze hinterher.

Aus Sicht der Wassersportvereine wird die Lage immer schlimmer, denn: Die Mitglieder verabschieden sich angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten. Besonders die Segelvereine leiden unter dem Elodea-Dilemma: „Die Mitglieder verlassen unsere Vereine, weil sie einfach nicht mehr segeln können. Und die Regatten werden zum Glücksspiel”, sagt Joachim Heinrich, Leiter des Wettfahrtausschusses bei der Segler-Interessengemeinschaft Ruhrstausee Kemnade. In seinem Vereine habe der Mitgliederschwund zuletzt zehn Prozent pro Jahr betragen. Wenn er potenziellen neuen Vereinsmitgliedern im Hochsommer den See präsentiere, erwiderten die angesichts der Pflanzen-Massen im Wasser: „Wir wollen segeln und nicht treiben.”

Internationale Regatta gefährdet

Längst wissen nicht nur Biologen, dass die ungeliebte Elodea bei viel Sonne, also im Hochsommer und damit zur schönsten Segelzeit, besonders schnell wachse. „Man kann fast beim Wachsen zusehen”, sagt Gerd Döring, Vorsitzender des Kanu-Clubs Wiking. Aus Sicht seines Vereins ist es besonders tragisch, dass internationale Kanu-Regatten auf dem Kemnader See wegen der Wasserpest gefährdet seien: „Wir haben wegen der Algen schon Stress mit dem Deutschen Kanuverband und auch mit internationalen Verbänden”, sagt Döring. Ostdeutsche Vereine hätten bereits angeboten, als Austragungsort für die Internationale Jugendregatta im Juni künftig einzuspringen.

Die Elodea setze sich an den Booten fest, dieses Problem teilen Segler und Kanuten. „Das ist, als wenn man mit Bremse fährt”, sagt Döring. Nicht unbedingt die beste Wettkampfbedingung, wenn es um WM- und EM-Qualifikationen und damit um Zehntelsekunden geht. Diese Pflanze sei eine Katastrophe für die Zukunft des Wassersports auf dem See.

Auf der Suche nach einer perfekten Lösung fischen die Experten im Trüben. Zuletzt hatte der Ruhrverband den Wettbewerb „Erfindergeist contra Wasserpest” ausgeschrieben und sich von Studenten an verschiedenen deutschen Unis ein Rezept gegen die gemeine Elodea erhofft. „Inzwischen sind die Sieger gekürt, sie haben durchaus pfiffige Ideen vorgeschlagen, aber aus meiner Sicht ist das perfekte Konzept auch hier nicht dabei”, sagt Hermann Knotte, Regionalbereichsleiter beim Ruhrverband.

Wassersportler unter Zeitdruck

Der Ruhrverband empfiehlt allen ambitionierten Wassersportvereinen, Regatten und Wettkämpfe auf dem Kemnader See vor Juni auszurichten. „Denn erst im Mai und Juni fängt die Pflanze richtig stark an zu wachsen”, sagt Knotte. Die Vereine haben diese Empfehlung angenommen, und schon ergeben sich die nächsten Probleme: „Unser Zeitdruck ist riesengroß”, sagt Segler Joachim Heinrich. Früher habe die erste Segelveranstaltung am 1. Mai stattgefunden, „heute geht die Regattasaison da schon fast zu Ende.”