Bochum. . Wenn am Samstag gegen 16 Uhr die NPD mit ihrem 7,5-Tonner, genannt „Flaggschiff“, auf den Husemannplatz in Bochum rollt, wird sich eine Front von Gegendemonstranten bilden, die mit möglichst vielen Plakaten und Transparenten die Aktion abschirmt. „Wir wollen die Nazis unsichtbar machen“ lautet das Ziel der Stadt.
Das Bochumer Bündnis gegen Rechts hat eine Gegenkundgebung zur NPD-Demo auf dem Husemannplatz „mit 100 bis 200 Leuten angemeldet“, so Martin Budich: „So etwas binnen 48 Stunden in der Sommerpause auf die Beine zu stellen, war neu für uns“. Das Bündnis gegen Rechts hat am Donnerstagabend die Strategie der Gegenkundgebung festgelegt. Die Antifaschisten ermuntern die Teilnehmer, Trillerpfeifen mitzubringen.
"Es wird immer irgendeine Form des Protestes geben."
Die NPD ist derzeit auf „Deutschlandfahrt“, in Bochum werden als Redner der Bundesvorsitzende oder -geschäftsführer erwartet. „Natürlich wäre es angemessener, man ließe das Häuflein Nazis unbeachtet stehen. Doch klar ist: Es wird immer irgendeine Form des Protestes geben. Da ist es doch besser, wir bringen möglichst viele Leute auf die Beine“, meint der 62-Jährige.
Fest steht, das der Protest auf breiter Front Unterstützung findet, quer durch Parteien und Organisationen. So wird zu den Rednern Michael Hermund vom Bochumer DGB gehören: „Die NPD will ihren Laster bei uns in Bochum abstellen. Gegen diese Reisetätigkeit werden wir Flagge zeigen. Wir können es uns nicht leisten, die Nazis ihren Mist unkommentiert erzählen zu lassen.“ Bochum habe langjährige Erfahrungen damit, gegen Aufmärsche von Rechts zu protestieren, sagt Hermund, und erinnert an die Kampagne „Wir sind Bochumer, Nazis sind es nicht“ von 2008, in deren Konsequenz ein gleichlautendes Transparent lange am Rathaus hing.
Als weitere Redner sind vorgesehen Dr. Ralf Feldmann (Bündnis gegen Rechts), Thorsten Kröger (stellvertretender SPD-Vorsitzender) und Wolfgang Dominik vom VVN-BdA Bochum (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten) und Christian Leye (Linkspartei); weitere, so Martin Budich, sollen noch kurzfristig hinzukommen.
Intensive Kooperationsgespräche
Von Seiten der NPD seien 20 Teilnehmer angemeldet, erklärt Axel Pütter, Sprecher der Polizei Bochum, auf Anfrage. „Die wollen sich ab 15.30, 16 Uhr mit einem 7,5-Tonner auf den Husemannplatz vor das Café Zeitlos stellen.“ Die Gegendemonstranten formieren sich parallel auf der Kortum-straße, Höhe Husemannplatz.
„Das ist nah dran, damit werden NPD- und Gegenkundgebungsteilnehmer dicht aufeinander treffen“, räumt Pütter ein. Die Polizei ist aber zuversichtlich, dass es nicht zu Eskalationen kommen werde. „Es gab im Vorfeld intensive Kooperationsgespräche, so dass wir zuversichtlich sind, dass Probleme außen vor bleiben. Wir sind entsprechend mit genügend Leuten aufgestellt.“ Die Polizei wolle damit gewährleisten, dass „Bochumer ihre Meinung kundtun können“.
Die Linkspartei ruft zur Teilnahme an der Gegendemonstration auf. Sevim Dagdelen, Bochumer Bundestagsabgeordnete: „Nazi-Aktivitäten im öffentlichen Raum, die ungestört verlaufen, stärken das Selbstbewusstsein der Szene und dienen der Rekrutierung neuer Mitglieder. Insofern ist es Aufgabe aller Nazi-GegnerInnen in der Gesellschaft, sie aktiv an ihren Aktivitäten zu behindern. Gerade in Krisen-Zeiten wächst die faschistische Bedrohung.“