Bochum. .
Ein als gewalttätig bekannter Bochumer Neonazi hat sich mitten in Langendreer niedergelassen. Der Mann soll nach Recherchen der WAZ enge Kontakte zu einem kürzlich verurteilten 19-Jährigen und zur NPD-Zentrale in Wattenscheid unterhalten. „Vor allem nach dem Konsum von Alkohol neigt der Mann zur Gewalttätigkeit und gilt als reizbar“, so ein Szene-Kenner.
Wie berichtet, ermittelt die Kripo derzeit intensiv, um die Urheber des Überfalls einiger offenbar der rechten Szene zugehörigen Leute auf eine Gruppe linker Jugendlichen aufzuklären. Wie der Staatsschutz bestätigt, gibt es einen dringenden Tatverdacht gegen einen Mann, der der rechten Szene in Essen zugerechnet wird.
Der Staatsschutz der Polizei beobachtet die Entwicklung in Langendreer sehr aufmerksam. Auch der aus der Bochumer Szene stammenden Mann befindet sich im Fokus der Ermittlungen. Ob er jedoch an der brutalen Gewalt-Attacke am S-Bahnhof Langendreer in der Nacht zum Sonntag, 25. September, beteiligt war, will derzeit niemand bestätigen.
Im Rahmen einer „Outing-Aktion“ im Internet und auf Plakaten durch die linke Szene wird der Neonazi nebst Fotos und Adresse mit der Tat in Zusammenhang gebracht.
Die zunehmende Gewalt in der Auseinandersetzung zwischen linken und rechten Gruppen lässt die Polizei mit großem Aufwand ermitteln. „Wenn es wie hier um gefährliche Körperverletzung geht, ermitteln wir mit großem Nachdruck“, so ein Kripo-Sprecher gegenüber der WAZ. Zwar seien der Polizei in Bochum aktuell keine von linken Jugendlichen verübte Gewalttaten bekannt geworden. Ein Insider: „Die Linken empfinden es als eine Provokation, dass sich ausgerechnet im ‘Kiez’ Langendreer ein Rechter niedergelassen hat.“
Der Mann soll regelmäßig Besuch aus der rechten Szene unterhalten und auch schon einmal „Heil-Hitler“ grölend durch Langendreer laufen. Der Verdacht, dass sich dort im Bochumer Osten eine Neonazi-Kameradschaft im Aufbau befinde, will der Staatsschutz nicht bestätigen.
Seitdem Ende letzten Jahres der Kopf des Kriegerdenkmals in Langendreer gestohlen wurde, bislang nicht ermittelte Täter aus dem rechten Umfeld den jüdischen Friedhof in Wattenscheid mit Hakenkreuzen und SS-Runen beschmierten sowie Gedenkstellen in der Stadt (Erinnerung an die alte Synagoge, Widerstandskämpfer-Denkmal auf dem Hauptfriedhof ) ebenfalls mit Hakenkreuzen besudelten, gärt der Konflikt.
Im NRW-Verfassungsschutzbericht 2011 werden sowohl die meist von linker Seite initiierten Outing-Aktionen als auch die Aktivitäten der NPD und Neonazis erwähnt. Der Staatsschutz sieht in den Outing-Aktionen regelmäßig Persönlichkeitsrechte verletzt. Außerdem könnte der Tatbestand der üblen Nachrede oder Verleumdung erfüllt sein.