Bochum. .
„Leer“ – so heißt schlicht der Bochumer Wettbewerbsbeitrag zur City-Offensive „Ab in die Mitte“, mit der das Land Innenstädte beleben will. Bochum Marketing ist Ausrichter des Projektes und will den Blick nicht allein auf Leerstände und Brachflächen als städtebauliche Defizite lenken. „Wir präsentieren den Innenstadt-Besuchern spezielle Orte aus unüblichen Blickwinkeln“, erklärt Prokurist Thomas Weckermann.
Vom Teilprojekt zum zentralen Beitrag
Die Ausführung hat sich wegen der neuerlichen Landtagswahlen und der bis dahin offenen Haushaltslage verzögert; Start soll jetzt – geplant war der Zeitraum Juni bis Oktober – Ende August/Anfang September sein. „Hintergrund ist die vielschichtige Kooperation mit mehreren Künstlern in einem umfangreichen Teilprojekt. Hier stellt sich u.a. die Terminkoordination unerwartet als etwas schwierig heraus“, so Weckermann gegenüber der WAZ.
Jenes Teilprojekt rückte inzwischen zum zentralen Beitrag auf und dreht sich um das Brückviertel. „Wir haben eine Reihe von Künstlern gewinnen können, die in der Brückstraße nicht nur in oder mit Leerständen Aktionen planen. Wir wollen aber nicht nur den Finger in die Wunde legen; schließlich birgt das Quartier auch schöne Ecken, die integriert werden.“ Alles soll im öffentlichen Raum stattfinden, und möglichst viele der Geschäftsleute hoffen die Veranstalter zu integrieren.
Kunst auf der Brachfläche
„Quo vadis Brückviertel?“, so hat Bo-Marketing diesen Wettbewerbsbewerbung überschrieben. Das Areal gehört zur Innenstadt, wurde aber längst von ihr abgehängt. Mehrere Versuche, ihm ein Alleinstellungsmerkmal zu geben, versandeten: als Möbelmeile, als Nische für Öko-Frischeprodukte, mit frecher Selbstdarstellung der Geschäfte. Immer wieder scheiterten Konzepte an hoher Fluktuation in den Ladenlokalen sowie Leerständen. Derzeit aber stehen keine Ladenlokale in der 20-km/h-Zone leer.
40.000 Euro gibt es für acht Projekte, mit denen die Wahrnehmung für Freiräume und Plätze in der City geschärft werden soll. Auch dabei spielen künstlerische Ideen eine zentrale Rolle. So wird der Bochumer Matthias Schamp sein „situatives Brachlandmuseum“ fortschreiben: Die abgezäunte Brachfläche am Riff wurde auf dessen Initiative im letzten Jahr von Künstlern subversiv zum Kunstraum, indem Objekte einfach über den Zaun geworfen wurden.
Nun darf Schamp diese Ausstellung legal weiterführen: „Mir schweben da Aktionen vor, wobei der Platz auch Begegnungen ermöglichen soll.“ Städtebaulich soll das Areal für die Kreativwirtschaft entwickelt werden.
Drehscheibe bekommt eine E-Lounge
Zu den weiteren Orten, die bei „Ab in die Mitte“ neu präsentiert werden sollen, gehört der Innenhof der Pauluskirche: Eine Oase der Ruhe, doch abseits gelegen. Mit drei Musikreihen, Tatort Jazz, „urban urtyp“ und „Funkloch“ soll die kleine Fläche zur Bühne werden.
In einer Werkstatt probieren Schüler aus, wie sich Plätze verändern, wenn sie weniger zugestellt sind wie Gerberviertel und Bermuda-Dreieck: „Weniger ist mehr“. Studenten sollen den Platz der Drehscheibe (Boulevard) temporär architektonisch umgestalten zur E-Lounge, wie sie beim Musiksommer stets genutzt wird.