Bochum. Straßen, Gehwege, Plätze, Containerstandorte: Immer größere Teile Bochums sind verdreckt. Die WAZ stellt in den nächsten Tagen die fünf größten Abfall-Ärgernisse in den Blickpunkt einer Themenwoche.

Am Besen bringt Werner Knop so schnell nichts aus der Ruhe. Eines aber ärgert den Vorhandwerker maßlos: Respektlosigkeit. „Neulich hat ein Typ seinen Abfall direkt vor mir auf die Straße geschmissen und mich höhnisch angegrinst. So nach dem Motto: ,Mach mal weg!’ Da muss man sich arg zusammenreißen, um nicht sehr böse zu werden.“

Werner Knop blieb freundlich – wie immer, wenn er mit seinem Trupp auf Tour ist. Der 44-Jährige als Chef, Andre, Turgay und Andreas als Feger, Rüdiger als Fahrer und Papierkorbentleerer: Kolonne 5, eine von 16 USB-Straßenreinigungstrupps, ist eine verschworene Gemeinschaft. In ihrem Sammelwagen, mitsamt einer Klein- und Großkehrmaschine, rückt die besenbewehrte Armada in Orange morgens um sechs in der USB-Zentrale an der Hanielstraße aus.

Ihr Ziel: die Innenstadt.

Ihre Mission: eine saubere City. Zumindest für einige Stunden.

"Jeden Morgen das Gleiche"

Die weißwangigen Junkies rekeln sich widerwillig im Licht der ersten warmen Sonnenstrahlen. Unter den Bänken, auf denen sie gepennt haben, entsorgt Kolonne 5 die Reste der Nacht. „Jeden Morgen das Gleiche“, sagt Werner und fegt auf dem Bahnhofsvorplatz zerdepperte Flaschen, Verpackungsmüll, Kippen, Hundescheiße („nur die harte“), alte Kaugummis und weitere Hinterlassenschaften an den Bordsteinrand, wo sie später die Kehrmaschine schluckt. Wie jeden Morgen ärgern sich die Saubermänner über den Haufen mit Sonnenblumenkernen am Taxistand. „Ständig sagen wir den Fahrern, sie sollen ihre Abfälle im Auto lassen. Doch jeden Tag liegt hier ein neuer Haufen.“

Vor einer Burger-Braterei am Bahnhof sieht’s besonders übel aus. Pappschachteln türmen sich auf dem Asphalt. „Dabei gibt’s hier doch genügend Papierkörbe“, sagt Werner Knop, ohne sich aufzuregen. Nach Jahren des Fege-Feuers hat man sich an den Müll gewöhnt. „Es ist leider so“, konstatiert der Vorarbeiter: „Es gibt immer mehr Menschen, die ihren Abfall auf die Straße werfen. Ex und hopp. Weg damit. Ohne Rücksicht. Die sagen sich: Irgendeiner macht’s schon weg. Dass die Allgemeinheit dafür zahlen muss, ist denen egal.“

Müllberg im Im Bermuda-Dreieck kaum zu bewältigen

Sieben Kilometer Fußweg umfasst das Revier von Kolonne 5. Das Team ist eingespielt. Doch manche Straßen sind so verdreckt, dass eine Grobreinigung (mit umgedrehtem Besen) reichen muss. Die Männer erzählen: Im Bermuda-Dreieck ist der Müllberg samstags kaum zu bewältigen. An der Oskar-Hoffmann-Straße werden Mülltüten aus dem Fenster geworfen. Gelbe Säcke, die wochenlang auf Gehwegen stehen, werden zerfetzt; der herumfliegende Abfall verschandelt die gesamte Nachbarschaft, ohne dass sich auch nur ein Anwohner um den Dreck kümmert. Katzenstreu und Hausmüll verstopfen Papierkörbe, an denen gerne auch prall gefüllte Abfallsäcke abgestellt werden.

Um 14 Uhr ist Feierabend. „Morgen um sechs sieht’s hier wieder aus“, weiß Werner Knop. Sein Trost: „Besser landet der ganze Müll in der Innenstadt als in den Wäldern.“ Seine Schichtbilanz: alles friedlich. Im Gegensatz zu neulich, als einer seiner Kollegen bespuckt wurde. Werner musste sich mal wieder heftig zusammenreißen.

Respektlosigkeit, über die ärgert sich der Vorhandwerker maßlos.