Bochum. Nächsten Sonntag wird in Bochum wieder getrödelt. Wie jeden Monat bauen 150 fliegende Händler ihre Stände am Großmarkt an der Bochumer Straße auf. Geht’s nach IHK und Einzelhandelsverband, muss den Marketendern dringend Einhalt geboten werden.

Immer wieder sonntags locken die Flohmärkte in Bochum tausende Menschen an. Als „moderne Form des Sonntagsspaziergangs“ bezeichnet sie Jochen Czub, Geschäftsführer des Ruhr-Parks. Zehnmal im Jahr vermietet er den Parkplatz an Markt-Agenturen. Negative Folgen für die Betriebe im Ruhr-Park erkennt er nicht. „Die meisten Besucher verbinden den Trödel doch eher mit Freizeitvergnügen als mit Einkauf. Kritik unserer Unternehmen habe ich noch nie gehört.“

Die äußern die Verbände um so schärfer. Der Begriff Trödel sei irreführend. „Der Anteil der Neuwaren liegt inzwischen bei bis zu 90 Prozent", beklagt der Einzelhandelsverband Ruhr. Während in den Innenstädten und Stadtteilen die Zahl der Sonntagsverkäufe streng begrenzt werde (in Bochum in diesem Jahr von 13 auf neun), dürften sich die Trödler jeden Sonntag auf den Parkplätzen ausbreiten – „und das mit immer mehr Produkten und Lebensmitteln, die es auch in normalen Geschäften gibt“.

Ein Vorwurf, dem sich die IHK Mittleres Ruhrgebiet in Bochum anschließt. „Trödel ist oft nicht Trödel. Mit zentrenrelevanten Neuwaren wird der Handel geschädigt. Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie die Zentren schützt“, erklärt IHK-Sprecherin Julia Beuerlein.

Trödel ist ein "Kulturgut"

Tatsächlich hat Rot-Grün in Düsseldorf „Handlungsbedarf“ signalisiert – zum Verdruss von Lothar Siegel. „Im Sommer sind es 50, im Winter maximal 70 Prozent Neuwaren“, entgegnet der Dinslakener (er veranstaltet jährlich 60 Märkte u.a. im Ruhr-Park und bei Fegro). Trödelmärkte seien „ein Kulturgut“ und von sozialer Bedeutung.

Vom Joghurt bis zum Fön: „Hersteller verkaufen ihre Überproduktion an gewerbliche Händler, die sie bei uns günstig anbieten können. Bei sechs Euro, die der Durchschnittsbesucher ausgibt, entgehen dem Einzelhandel kaum Umsätze. Wer Trödelmärkte beschneiden will, nimmt aber vielen Leuten die Möglichkeit, sich preiswert einzudecken.“

Die Agenturen („Ja zu Trödelmärkten“) rufen über Facebook zu Unterschriften auf. Die Märkte laufen weiter. „Das kann nur eine Änderung der Gewerbeordnung verhindern“, so Jochen Wendt vom Ordnungsamt. Nächsten Sonntag wird wieder getrödelt.

Vier große Märkte in Bochum

In Bochum gibt es vier große Sonntags-Trödelmärkte: im Ruhr-Park in Harpen, im Hannibal-Center in Hamme, an der Ruhr-Uni und am Fegro-Großmarkt in Wattenscheid.

Pro Platz und Monat wird ein Markt genehmigt. Die Stadt kassiert von der Trödel-Agentur dafür rund 200 Euro Verwaltungsgebühr, hat „auf das Sortiment aber keinerlei Einfluss“.Je nach Wetter sind 150 bis 180 Händler vor Ort. Im Schnitt zahlen sie 30 bis 50 Euro Standgebühr. Laut der Agentur Siegel gibt jeder Kunde 6 Euro für Waren und 3 bis 4 Euro für Essen & Trinken aus.

Bei 5000 Besuchern, die regelmäßig sonntags unterwegs sind, gelten die Märkte für Veranstalter und Händler gleichermaßen als einträglich.