Duisburg. . Die Einzelhandelsverbände kritisieren, dass auf Trödelmärkten zu viele Neuwaren angeboten werden und fordern mehr Kontrollen. Die Veranstalter fürchten deshalb bei Verboten für gewerbliche Verkäufer um den Fortbestand der Märkte.
„Gleiches Recht für alle“, fordert der Einzelhandelsverband Ruhr von der neuen rot-grünen Landesregierung und zieht damit gegen Trödelmärkte zu Felde (die NRZ berichtete). Geschäftsführer Marc André Heistermann kritisiert, dass Rot-Grün die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage auf vier pro Jahr und Stadt begrenzen will, die Trödelmärkte aber unangetastet lässt. Und das, obwohl auf manchen dieser Märkte laut Heistermann bis zu 90 Prozent Neuwaren verkauft werden. Auch Lebensmittel bieten kommerzielle Händler sonntags auf den Märkten an. Eine klare Wettbewerbsverzerrung für den ortsansässigen Handel, der nur an wenigen Sonntagen öffnen darf.
Palettenweise Joghurt
„Ich kann nur voll unterstreichen, was der Kollege da kritisiert“, springt Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Niederrheinischen Einzelhandelsverbands, zu dem auch Duisburg gehört, Heistermann zur Seite. „Es ist ja zum Teil auch noch so, dass diese Trödelmärkte auf dem Gelände unserer Verbandsmitglieder stattfinden.“ Deren Beschwerden über diese Benachteiligung sind auch Bommann bestens bekannt. „Wohlgemerkt, wir haben nichts gegen Trödelmärkte, auf denen Privatpersonen ihre alten Schätzchen aus dem Keller verkaufen und mit dem Bobbycar ihres inzwischen erwachsenen Sohnes ein paar Euro machen.“ Trödeln sei ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung. „Aber es hat nichts mit Trödel zu tun, wenn man auf solchen Märkten Neuwaren und palettenweise Joghurt kaufen kann“, so Bommann.
Hinzu komme, dass es noch weit größeren Missbrauch dieser Märkte gebe. „Es tauchen immer wieder Händler auf, die Waren dubioser Herkunft anbieten, die keinen Nachweis haben, woher sie ihre Waren bezogen haben“, sagt Bommann. „Das ist teilweise Schwarzhandel, was da betrieben wird.“ Vor Jahren bei einer Begehung mit dem Zoll und dem Ordnungsamt habe man in Duisburg sogar unversteuerte Zigaretten im Angebot eines Trödelmarktes entdeckt. „Es ist mal an der Zeit, solche Kontrollen wieder durchzuführen, denn die Beschwerden häufen sich.“
Gegen Kontrollen hat auch Uwe Gerste, Geschäftsführer der Duisburg-Marketing GmbH nichts. Die DMG organisiert regelmäßig einen der größten zweitägigen Trödelmärkte in Duisburg auf dem Parkplatz des MSV-Stadions. „Bei uns beträgt der Anteil der gewerblichen Verkäufer höchstens 30 Prozent der zur Verfügung stehenden Fläche“, betont Gerste. Bei den Gewerblichen sei der Sonntag in der Tat beliebter als der Samstag. „Aber dafür zahlen die auch deutlich höhere Gebühren als private Anbieter“, gibt Gerste zu bedenken. An Samstagen werden pro Meter von Privatkunden acht Euro, von gewerblichen Anbietern zehn Euro verlangt. An Sonntagen steigen die Gebühren auf 13 und 15 Euro.
Verbote würden die Wirtschaftlichkeit gefährden
Die gewerblichen Anbieter nähmen also nur 30 Prozent der Fläche in Anspruch, trügen aber zu fast 50 Prozent der Standgebühren bei. „Wer da mit Verboten eingreifen will, gefährdet die Wirtschaftlichkeit von Trödelmärkten und damit ihren Fortbestand“, mahnt Gerste. Allerdings bleibt er momentan noch relativ entspannt. „Der neue Landtag hat sich noch nicht einmal konstituiert. Von einem möglichen Gesetzgebungsverfahren sind wir noch recht weit entfernt.“
Kaufmann Joseph Nieke, der sich auf die Veranstaltung von Trödelmärkten spezialisiert hat und seit kurzem den traditionellen großen Trödelmarkt an der Mühlenweide organisiert, hat kein Verständnis für den Ruf nach Verboten. „Da werden mal wieder Existenzen gefährdet“, wettert der Rheinhauser. Alleine in seinem Betrieb stünden im Falle eines Verbotes sonntäglicher Trödelmärkte, wie es seit kurzem in Rheinland-Pfalz besteht, 14 Arbeitsplätze zur Disposition.
„Dabei schadet so etwas vor allem den Schaustellern, die die großen Trödelmärkte im öffentlichen Raum beschicken“, zweifelt er am Sinn entsprechender Vorschriften. „Veranstaltungen auf Privatgelände werden von der Gesetzgebung des Landes doch gar nicht erfasst.“ Praktisch hieße das, dass traditionelle Trödelmärkte wie am Stadion oder auf der Mühlenweide verschwinden würden, an privaten Veranstaltungsorten auf diversen Firmenparkplätzen aber alles beim Alten bliebe.