Bochum. .
Ein wirrer Haufen aus Ziegeln, Betonresten und verbogenen Stahlträgern – gut 30 Lkw-Ladungen Schutt haben die Bagger in den vergangenen drei Wochen bereits aus dem Boden unterhalb der Jahrhunderthalle geholt. Jetzt ist das knapp ein Fußballfeld große Baufeld vorbereitet.
Wenn die Suche nach Bomben aus dem 2. Weltkrieg abgeschlossen ist, kann es losgehen mit dem Bau „des wohl schönsten Bochumer Parkhauses“, so EGR-Geschäftsführer Michael Müller. Für fünf Millionen Euro entsteht dort das Parkhaus Jahrhunderthalle. Genau 373 Parkplätze, davon etwa 30 im Vorfeld entstehen dort, wo einst Anlagen der Gussstahlfabrik standen, die letzten wurden erst vor einigen Monaten abgerissen.
"Bis zum Jahresende muss alles abgewickelt sein"
Für die Entwicklungsgesellschaft Ruhr (EGR) betreut Projektleiterin Sakine Sahinbas den Bau, der mehr sein soll als nur ein funktionaler Bau, um Autos unterzustellen. „Der Baukörper ermöglicht zudem einen viel besseren Zugang zur Jahrhunderthalle als es bislang möglich ist.“
Die Kosten für das neue Parkhaus liegen bei rund fünf Millionen Euro, wobei rund 90 Prozent aus EU- und Landesfördertöpfen fließt. Den Rest stemmt die EGR aus Eigenmitteln, denn in ihren Besitz geht das Gebäude über. Es wird davon ausgegangen, dass bereits im Oktober die wesentlichen Arbeiten abgeschlossen sind werden. „Bis zum Jahresende muss alles komplett abgewickelt sein, da haben wir wegen der Förderung Fristen einzuhalten“, erläutert Müller.
Granaten und Kanäle behindern die Arbeiten
Für den Bauprozess und die hohe Förderbeteiligung soll auch der zur Zeit laufende Übertragungsprozess der noch im Besitz des Landes befindlichen Jahrhunderthalle ebenfalls auf die EGR eine Rolle gespielt haben. Manche beschreiben den Grund für die Förderung auch als “Mitgift des Landes“. Die Verträge für den Besitzübergang ebenfalls auf die EGR als städtische Tochter sind offenbar unterschriftsreif. Allein die kurzfristig anberaumte Landtagswahl soll dem Vernehmen nach für eine kleine Verzögerung gesorgt haben. Müller: „Wir gehen davon aus, dass im Juni oder Juli auch die Unterschriften unter die Dokumente kommen.“
Doch zunächst müssen gröbere Gerätschaften als feine Füllfederhalter bewegt werden. Polier Jörg Graf von der ausführenden Firma Heinrich-Walter Bau berichtet, dass die Bagger bereits auf eine zum Glück nicht mehr scharfe Granate aus dem Weltkrieg gestoßen sei. „An rund 400 Punkten bohren wird nun bis in eine Tiefe von 15 Metern, bevor wir mit der Pfahlgründung des Bauwerkes beginnen können.“ Graf kennt sich aus mit den Tücken des Geländes. Wenige Meter entfernt war er bereits für die Arbeiten zur Erschließung künftiger Gewerbeflächen entlang der Gahlenschen Straße verantwortlich. Da stießen die Arbeiter auf gewaltige gemauerte Kanäle unter der Oberfläche.
Glockenspiel des Bochumer Vereins soll wiederbelebt werden
Immerhin ein paar Kubikmeter offenkundig belastetes Material förderten die Bagger auch am künftigen Parkhaus zu Tage. Ein Speziallabor zog Proben von dem bitumenartigem Material. Hier stehen die Ergebnisse aus. Solange lagert die Industriealtlast gut abgedeckt direkt neben der Baustelle.
Übrigens ist bei der Planung des Parkhauses auch der gleich nebenan stehende alte Glockenspielturm des Bochumer Vereins bedacht worden. Der Spieltisch wird in einem Raum des Parkhauses aufgestellt. Später soll dann das historische Glockenspiel aus den 50er Jahren, das einst hohe Besucher der Gussstahlfabrik mit der Nationalhymne begrüßte, sogar wieder erklingen.