Zwei Zwischenfälle rückten am Donnerstag die provokante Aktion einer rechten Gruppierung vor der Milli-Görüs-Moschee in der Humboldtstraße an den Rand. Bereits am frühen Morgen sorgte der Fund eines zunächst unbekannten elektronischen Bausatzes für Unruhe. Gegen 6.45 Uhr beobachteten Zeugen, wie jemand einen Gegenstand in den Kellerschacht eines Gebäudes unmittelbar schräg gegenüber der Moschee ablegte.
Die Polizei war vor allem nach den gewaltsamen Ausschreitungen im Zusammenhang mit einer Kundgebung der gleichen rechten Gruppierung in Solingen sensibilisiert. Sprengstoffspezialisten des LKA rückten aus Düsseldorf an, um das Paket zu überprüfen. Schließlich stellte sich heraus, dass es keinen Sprengstoff enthielt. Nach Informationen der WAZ soll es sich um ein Handy, das mit einem Lautsprecher verkabelt war, gehandelt haben. Vorläufig festgenommen wurde ein 18-jähriger junger Mann, der laut Polizei der linken Bochumer Szene zugerechnet wird. Er wurde im Laufe des Tages wieder freigelassen.
Auch Schüler kamen zum Protest
Als gegen 11 Uhr schließlich die elf Pro-NRW-Provokateure mit einem Kleinbus und zwei Pkw anrückten, hatten sich bereits rund 250 Gegendemonstranten, sowohl direkt vor der Moschee als auch vor der gut 100 Meter entfernten Marienkirche postiert und empfingen die Rechten mit „Nazis-raus-Sprechchören“.
In der Moschee hatten sich verschiedene Bochumer Persönlichkeiten eingefunden, um ihre Solidarität auszudrücken. Muhittin Albayran ist der Vorsitzende des Moscheevereins: „Wir sind nicht extrem. Wir möchten aber die Möglichkeit haben, unsere Religion frei zu leben“, sagte er auf die Frage, dass ja die Milli-Görüs-Organisation vom NRW-Verfassungsschutz beobachtet werde und als islamistisch gelte. Auch die beiden 15-jährigen Schüler Romeo und Viktor kamen in die Moschee, um dafür zu protestieren, dass jedermann seine Religion frei ausüben kann.
Auseinandersetzung bei pro NRW-Demo in Bochum
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Draußen unterstrich dies auch der Bezirksschülersprecher Jonathan Röder: „Heute sind Schülerinnen und Schüler aus sechs Bochumer Schulen, zum Teil mit ihren Lehrern, hierhin gekommen.“ Er freute sich insbesondere darüber, dass Lehrer zumindest zum Teil Entschuldigungen akzeptierten.
Rangelei wegen Mohammed-Karikatur
Zum zweiten Zwischenfall kam es, als der Berliner Pro-NRW-Aktivist Lars Seidensticker mit einer umstrittenen Karikatur des Propheten Mohammed auf eine Gruppe Menschen zuging. Es kam zu einer Rangelei und einem Wortgefecht. „Gegen den Pro-NRW-Akteur wird als Beschuldigter ermittelt“, so ein Polizeisprecher. Er soll einem Mann das Handy aus der Hand geschlagen haben. Im Zusammenhang mit der Rangelei wurden außerdem die Personalien von zwei Demonstranten aufgenommen.
Erst nach gut einer Stunde konnten die umfangreichen Polizeisperren in der City abgebaut werden.
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