Bochum. Die Verleihung des Steiger-Awards an den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan schlägt weiter hohe Wellen. Jetzt fordern die Immigrantenverbände die Aberkennung und Rücknahme des Preises. Mehrere Zehntausend Menschen wollen am Samstag in Bochum demonstrieren.

Die Kritik an der Verleihung des Steiger-Awards an den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan wächst. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland fordert jetzt die Aberkennung und Rücknahme des Preises.

"Erdogan ist weit von Begriffen wie Menschlichkeit, Toleranz und Europa entfernt", erklärt Präsident Mehmet Tanriverdi in einem offenen Brief. Man zeichne einen Ministerpräsidenten aus, der sich massiv gegen die Integration der Türken in Deutschland einsetze und keinesfalls die nötige Reife für Europa-Politik besitze. Der Erklärung wurde unter anderem auch vom Zentralrat der Armenier und der Kurdischen Gemeinde Deutschland unterzeichnet.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hält die Auszeichnung für ungerechtfertigt. "Wer Journalisten drangsaliert und kritische Berichterstattung behindert, steht weder für Menschlichkeit noch für Toleranz", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. "Der türkische Ministerpräsident trägt die politische Verantwortung für permanente Verstöße gegen die Pressefreiheit in der Türkei, für Repressalien gegen regierungskritische Journalisten und für willkürliche Verhaftungen von Berichterstattern."

CSU kritisiert Toleranz-Preis für Erdogan

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat die Verleihung des Preises an Erdogan scharf kritisiert. Dobrindt betont: "Einen Toleranz-Preis ausgerechnet an Erdogan zu vergeben, ist eine bizarre und geschmacklose Fehlleistung. Erdogan hätte einen Preis für Intoleranz verdient." Denn in der Türkei herrsche "das krasse Gegenteil von Toleranz, nämlich Unterdrückung von religiösen und ethnischen Minderheiten, mangelnde Pressefreiheit und fehlende Gleichberechtigung von Frauen".

In Bochum sollen am Samstag mehrere Demonstrationen gegen den Preis für Erdogan stattfinden. Allein 30.000 Aleviten haben sich angekündigt. Einige sollen auch aus Frankreich, Österreich, der Schweiz und Dänemark kommen. Die Polizei in Bochum warnt ausdrücklich vor "erheblichen Verkehrsbehinderungen" in der Stadt. (Mit Material von dapd)

Die Veranstaltungen im Überblick

  • Alevitische Gemeinde - 14.30 Uhr Versammlung Revierpower-Stadion. Nach zwei Stunden Marsch Richtung Bergbaumuseum über Castroper Straße, Nordring, Herner Straße. 30 Minuten Kundgebung am am Bergbaumuseum. Dann zurück Richtung Stadion.
  • Kurden - 2000 Teilnehmer angemeldet. 16.30 Uhr Treffen am Kurt-Schumacher-Platz, Marsch über Südring bis Rottstraße, über Annastraße, Alleestraße. 30 Minuten Kundgebung, dann über Alleestraße zum Willy-Brandt-Platz. Abschlusskundgebung bis 20.30 Uhr.
  • Zentralrat der Armenier - 500 Teilnehmer angemeldet. 15 bis 17.30 Uhr Husemannplatz.
  • Bündnis gegen Antisemitismus - 50 Teilnehmer angemeldet. Kundgebung von 16 bis 18 Uhr, Dr.-Ruer-Platz.
  • Föderation türkischer Sozialdemokraten. 16 bis 19 Uhr Christuskirche.

Die Polizei warnt vor erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Bochumer Innenstadt.

Kommentar: Warum der Steiger-Award für Erdogan eine schlechte Idee ist

Das sind die Preisträger des Steiger-Awards 2012:

Charity

Königin Silvia von Schweden

Toleranz

Prof. Dr. Horst Köhler

Künstlerisches Lebenswerk

Christiane Hörbiger

Kunst

Wolfgang Joop

Film

Christine Neubauer

Musik

Lou Reed (in Abwesenheit verliehen)

Umwelt

Hannes Jaenicke

Medien

Peter Kloeppel

Steiger Award Ruhrgebiet

Steven Sloane

Nachwuchs

Tim Bendzko

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