Bochum. Im Vorfeld der Verleihung des “Steiger Award“ könnte es - anders als in den Jahren zuvor - unruhig werden. Der Besuch des türkischen Ministerpäsidenten Erdogan ist der Stein des Anstoßes.

Diese Gala lockt seit Jahren Stars aus aller Welt nach Bochum, die man sonst eher in Berlin oder München wähnt: Hollywoodgrößen, Staatsmänner, Königinnen, Musikikonen. In diesem Jahr allerdings klebt am „Steiger Award“ mehr Ärger, als Organisator Sascha Hellen, 34, lieb sein kann. Wie berichtet, wollen armenische und kurdische Gruppen am Samstag im Vorfeld der Preisverleihung an den umstrittenen türkischen Ministerpräsidenten Erdogan demonstrieren. Die Polizei rechnet mittlerweile mit mehreren tausend Teilnehmern.

Hellen rief den Ruhrgebietspreis in acht Kategorien vor sieben Jahren ins Leben. Persönlichkeiten, die sich durch Geradlinigkeit, Offenheit, Menschlichkeit und Toleranz auszeichnen, sollen damit geehrt werden. Das provoziert bei einem Namen wie Erdogan heftigen Widerspruch. Hellen sah sich mehrfach genötigt, klarzustellen, dass nicht Erdogan selbst ausgezeichnet werde: „Er nimmt den Preis stellvertretend für das türkische Volk entgegen, für das fünfzigjährige Miteinander von Deutschen und Türken, das gerade im Ruhrgebiet besonders gelungen ist.“

Das besänftigt die Gegner keineswegs. Der Zentralrat der Armenier hat die aktuellen Preisträger, darunter Königin Silvia, Horst Köhler und Christiane Hörbiger, sogar zum Boykott aufgerufen, der Armenisch-Akademische Verein bittet Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz abzusagen.

Der Jury aus ehemaligen Preisträgern, Laudatoren und ihm selbst sei „klar gewesen, dass diese Entscheidung nicht überall auf Anerkennung stößt“, räumt Hellen ein. Dass der Protest solche Dimensionen annehme, damit habe er allerdings nicht gerechnet. Der Ablauf der Veranstaltung, beteuert er, werde dadurch aber nicht gestört. Die Sicherheitsmaßnahmen seien wie in jedem Jahr streng, schließlich habe man beim „Steiger“ schon Gäste wie Afghanistans Präsidenten Hamid Karzai in der Jahrhunderthalle begrüßt.

Dass Mitglieder der Landesregierung fernbleiben, will Hellen mit Erdogan nicht in Verbindung bringen. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft habe nach dem Rücktritt Christian Wulffs mitgeteilt, sie sei zur Wahl eines neuen Bundespräsidenten in Berlin, Umweltminister Johannes Remmel sei zwar angefragt gewesen, habe aber „nie eine Zusage gegeben“. Und dass Justizminister Thomas Kutschaty, der Kraft vertreten sollte, wegen eines privaten Termins nicht kommen könne, sei ihm nicht bekannt.

Wichtig sei, so Hellen, dass weder Preisträger noch Laudatoren abgesagt hätten. Die Lobrede zum Preis, den Erdogan annehmen wird, hält Ex-Kanzler Gerhard Schröder.