Bochum. Der Steiger-Award ist ein Preis für Toleranz und Menschlichkeit. Ausgerechnet Tayyip Erdogan, der den Völkermord an den Armeniern leugnet, mit dieser Auszeichnung in der Hand auf der Bühne zu sehen, ist eine Provokation. Ein Kommentar.

So viel Aufmerksamkeit für den Steiger Award hat sich der Veranstalter nun doch nicht gewünscht. Ein Protestgewitter, das sich seit Tagen über der Gala in Bochum entlädt, dazu angekündigte Demonstrationen, das will so gar nicht zu Glanz und Glamour passen, den diese an sich sympathische Preisverleihung in jedem Jahr verströmt.

Sascha Hellen, ein junger, quirliger Macher und bei der Prominenz weltweit bestens vernetzt, hat das Maß an Empörung unterschätzt über eine Ehrung, die der türkische Ministerpräsident entgegennimmt. Das hätte er besser wissen müssen. Der „Steiger“ ist ein Preis für Toleranz und Menschlichkeit. Welch ein Hohn bei einer Figur wie Tayyip Erdogan, die den Völkermord an den Armeniern leugnet, die Medien schikaniert und bei Integrationsfragen einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt.

 Ihn mit diesem Preis in der Hand auf der Bühne zu sehen, ist eine Provokation

Es hilft nicht, darauf zu verweisen, dass Erdogan die Auszeichnung nur stellvertretend für 50 Jahre deutsch-türkische Freundschaft in Empfang nimmt. Ihn mit diesem Preis in der Hand auf der Bühne zu sehen, ist eine Provokation. Dass die deutsche Politik mit dem demokratisch gewählten Regierungschef der Türkei im Dialog steht, versteht sich von selbst. Dem Mann den Steiger Award in die Hand zu drücken, ist etwas anderes. Die Laudatio hält Gerhard Schröder. Wer Putin für einen lupenreinen Demokraten hält, bekommt das hin.