Bochum. .
Selten mischen sich Bochumer Lokalpolitiker ins Weltgeschehen ein. Anders nach der japanischen Tsunami-Katastrophe mit anschließender Nuklear-Katastrophe in Fukushima. Mit großer Mehrheit beschloss der Rat, Druck auszuüben auf die Energiekonzerne, mehr symbolisch gegenüber dem RWE-Konzern, konkreter bei den Bochumer Stadtwerken. Geschäftsführer Bernd Wilmert bekam sozusagen genaue Anweisungen diktiert: Ein Ausstiegsfahrplan. Was ist daraus geworden?
Die WAZ fragt zum Jahrestag nach und blickt auf die Arbeit der Atomkraftgegner vor Ort, die von der Katastrophe in Fernost geradezu aufgeweckt wurden. Tausende Menschen demonstrierten am 20. März 2011, einem Sonntag, vor dem Rathaus. Ein Aufruf wurde verfasst, das Bündnis „Bochum atomstromfrei“ erhielt Zulauf, Teile des außerparlamentarischen Aufrufes flossen ein in den Beschluss des sonst eher braven Rates.
Solartechnik soll ausgebaut werden
Fünf Punkte richteten sich ganz konkret an die Stadtwerke. Gefordert wurde etwa die Erhöhung des Marktanteils von Öko-Stromangeboten: In einem kurzen Ansturm kletterte dieser tatsächlich um rund 1500 Kunden auf jetzt knapp 10 000 (sie beziehen Strom von österreichischen Wasserkraftwerken. „Doch die Nachrage ist abgeebbt, wir könnten bis zu 20 000 unserer Kunden damit beliefern“, so Stadtwerke Sprecher Thomas Schönberg. Professionell findet das Unternehmen Antworten auf andere kräftige Worte der Politik zum Atomausstieg. Die Solartechnik soll ausgebaut werden. Derzeit prüfen die Stadtwerke, ob bei der Hauptfeuerwache, dem neuen Parkhaus Jahrhunderthalle oder bei der Bogestra Solaranlagen zu installieren sind.
Für Horst Hohmeier (62), Urgestein der Bochumer Anti-Atom-Bewegung, stehen jetzt besonders es zwei Nachwirkungen aus der Katastrophe im Blickpunkt. „Ein Teil der Leute hat das Thema bereits abgehakt, nachdem Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung.“ Auf der anderen Seite freut sich Hohmeier darüber, dass mehr junge Leute mitarbeiten beim Anti-Atom-Forum und einige alte Kämpen sich wieder aufgerafft hätten.
Aufraffen müssen sie sich wieder am Sonntag, 11. März, 11 Uhr, (Treffpunkt Bussteig am Hbf). Die Aktivisten laden zur zentralen Demo nach Gronau ein.