Bochum. In unserer neuen Serie stellen wir Ihnen außergewöhnliche Jahrestage vor. Heute: Anlässlich des „Welttags der sozialen Kommunikationsmittel“ am 24. Januar erzählte uns der Bochumer Propst Michael Ludwig, wie er das Netz beruflich nutzt.

Seit 1967 veröffentlicht der Papst jährlich am 24. Januar zum Fest des Heiligen Franz von Sales - dem Schutzpatron der Journalisten - eine Botschaft, die sich mit der christlichen Sozialethik und den Medien beschäftigt. In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt auch auf dem Umgang mit dem Internet. Anlässlich dieses „Welttags der sozialen Kommunikationsmittel“ erzählte uns der Bochumer Propst Michael Ludwig, wie er das Netz beruflich nutzt.

„Herzliche Einladung zur größten Geburtstagsfeier weltweit“, schrieb der katholische Geistliche am 24. Dezember bei Facebook. 44 Personen klickten prompt auf den „Gefällt mir“-Button. Doch anstatt zu einer verbotenen Massenparty einzuladen, stimmte Propst Michael Ludwig (54) seine Facebook-Freunde auf die Christmette ein.

500 virtuelle Freundschaften bei Facebook

„Seit einem halbem Jahr bin ich dort Mitglied“, erzählt Ludwig. Seitdem haben ihn über 500 virtuelle Freundschaftsanfragen erreicht. Die Liste ist bunt gemischt: Von Jugendlichen über ältere Gemeindemitglieder, bis hin zu Vertretern aus Politik und Wirtschaft sind Personen aus nahezu jeder Altersklasse vertreten.

Während viele Kollegen des Propstes den sozialen Netzwerken noch mit Skepsis begegnen, zieht Michael Ludwig Nutzen aus den Diensten der Internetplattform. „Ich habe natürlich viele Kritiker, die fragen, warum machst du das? Aber wir müssen uns als Kirche doch den öffentlichen Dingen stellen. Außerdem erreicht man auf Facebook nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch die Personen, die den klassischen Formen der Kirche nicht so nahe stehen.“

Viele seelsorgerische Anfragen

In den letzten Monaten habe gerade die Anzahl privater Hilfegesuche stark zugenommen. „Ich bekomme dort viele anonyme, seelsorgerische Anfragen.“ Über das Internet sei die Hemmschwelle für solche Ratsuchenden viel geringer. „Es ist für viele ein leichterer Schritt, mir eine Facebook-Nachricht zu schreiben, als nach einem Gottesdienst einen Termin auszumachen.“

Auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht Michael Ludwig nicht nur Bilder von Gemeindefahrten, sondern stellt auch jedes Wochenende eine frohe Botschaft ins Netz. „Das ist eine Art Wort zum Sonntag. Nicht allzu fromm natürlich, Kirche darf ja auch lustig sein.“ Diese mitunter amüsanten, christlichen Gedanken finden regen Zuspruch: „Einmal hatte ich keine Zeit, etwas zu schreiben. Daraufhin habe ich sofort 16 Zuschriften bekommen, wo denn meine frohe Sonntagsbotschaft bliebe.“

Internet als Teil des Gemeindelebens

Dass die katholische Kirche im 21. Jahrhundert auch das Internet nutzt, ist für Michael Ludwig längst Teil des alltäglichen Gemeindelebens. „Wenn wir als Christen zu Gott beten, sind wir - im biblischen Sinne - doch auch alle im Geist mit Christus vernetzt.“ Jetzt fände diese Vernetzung auf einer anderen spirituellen Ebene auch bei Facebook statt.

Dass Michael Ludwig als Geistlicher noch eine Vorreiterposition im Umgang mit den sozialen Netzwerken besitzt, kommt auch bei den Jugendlichen gut an: „Viele Messdiener sind da richtig stolz drauf und sagen: Wie cool, wir haben den Propst als Facebook-Freund.“