Bochum. . Plagiate richten nicht nur wirtschaftlichen Schaden an, sondern können auch lebensgefährlich sein. Das zeigt seit Donnerstag eine Ausstellung in der Drehscheibe/City Point.
Jiri Katter hat mal wieder Ärger. Erneut geht es um seine „DogBar“, einen Holzkorpus mit eingelassenen Edelstahlnäpfen. Zum „geschätzt 20. Mal“ wurde seine schmucke Futterstelle von einem Hersteller dreist kopiert. Per Einstweiliger Verfügung will Jiri Katter die Produktion stoppen lassen. Darin hat er Übung. Die IHK bestätigt: Wohl kein Bochumer wird so häufig Opfer von Produktfälschungen wie der 40-jährige Designer.
Als „Krebsgeschwür der Globalisierung“ geißeln Wirtschaftsverbände die Marken- und Produktpiraterie. T-Shirts, Turnschuhe, Taschen, Parfums, Uhren, Elektronikgeräte: Plagiate hochwertiger Markenartikel werden nicht mehr nur im Urlaub (Nr. 1: die Türkei) für kleines Geld in den Koffer gepackt. Längst wird auch hierzulande mit falschen Fünfziger gehandelt: auf Flohmärkten, privat, unterm Ladentisch. Das Bundeswirtschaftsministerium beziffert den Schaden in Deutschland auf jährlich 50 Milliarden Euro. Tendenz: steigend.
"Schöner Schein, dunkler Schatten"
Wie perfide und skrupellos die Fälscher vorgehen, dokumentiert eine Ausstellung, die am Donnerstag in der Drehscheibe/City Point eröffnet wurde. Unter dem Titel „Schöner Schein, dunkler Schatten“ hat der branchenübergreifende „Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie“ (APM) einige der Waren zusammengetragen, die besonders häufig kopiert werden. Bewusst geht der Verband in die Einkaufszentren. Die Unternehmen wissen: Der Kauf gefälschter Ware wird von Verbrauchern allzu oft als Kavaliersdelikt angesehen. „Luxus“ für ein paar Euro, und sei es nur die Illusion: Wer greift da nicht zu?
Piraterie: Original und Fälschung
Die Folgen können dramatisch sein. „Bei Textilien oder dem Handy muss der Käufer ,nur’ mit minderwertiger Qualität und schnellem Verschleiß rechnen“, sagt Naemi Paulsen, die die Ausstellung betreut. Gesundheitsschäden drohen bei gepanschten Getränken, zweifelhaften Kosmetika oder Billig-Zigaretten. Lebensgefahr herrscht bei gefälschten Medikamenten oder Motorsägen, die optisch den Geräten eines renommierten deutschen Herstellers entsprechen, im Betrieb aber Furchtbares anrichten können.
"Eine Entschädigung für meine Verluste habe ich noch nie erhalten"
Auf Designer-Produkte haben es die Fälscher (60 Prozent stammen aus dem asiatischen Raum) besonders abgesehen. In der Drehscheibe werden als Beispiel die bekannten Kreuzschwingstühle von Till Behrens gezeigt: als Original und Fälschung. In Bochum ist es Jiri Katter, der sich seit Jahren gegen die Piraten-Plage stemmt. 2001 hatte der Designer ein Pult für Diskjockeys kreiert. Es dauerte nicht lange, bis das „SetBase“ baugleich im Sortiment eines nicht unbedeutenden deutschen Handelshauses zu finden war: „made in China“.
Jiri Katters Anwalt hatte auch fortan gut zu tun. Zwar nicht mehr das Pult, wohl aber seine hölzernen „Dog-“ und „CatBars“ wurden – soweit er es nachvollziehen kann – bislang knapp zwei Dutzend Mal nachgebaut; die Plagiats-Streitigkeiten füllen einen kompletten Aktenschrank. „Ich habe alle Verfahren gewonnen“, sagt Jiri Katter, „und doch draufgezahlt. Denn stets geht es nur darum, meine Marken, Patente und Geschmacksmuster zu schützen und eine Unterlassungserklärung zu bewirken. Eine Entschädigung für meine Verluste habe ich noch nie erhalten.“
Ausstellung noch bis zum 28. Jqanuar
Vor nicht langer Zeit hat eine Verwandte in einem Werbeprospekt geblättert. „Schau mal: Das sieht doch aus wie bei dir“, zeigte sie auf eine Futtervorrichtung, die der „DogBar’ sehr nahe kommt. Jiri Katter hat mal wieder Ärger.
Die Ausstellung in der Drehscheibe kann noch bis zum 28. Januar täglich von 10 bis 20 Uhr besichtigt werden. Sie umfasst rund 60 Produkte. Führungen (etwa für Schulklassen) können beim Center-Management, 0234/57 92 690, vereinbart werden.