Massenhafte Betrügereien über das Internetauktionshaus Ebay beschäftigen wieder einmal das Bochumer Landgericht. Diesmal geht es um sage und schreibe 825 Einzelfälle mit gefälschten Luxusprodukten. Angeklagt sind ein 38-jähriger Händler aus Baden-Württemberg und eine Studentin (36) aus Bochum.

Der Kaufmann soll die Internet-Verbindung der Frau in Bochum dazu benutzt haben, um über Ebay Kleidung (meist T-Shirts) und Accessoires (meist Gürtel) von weltbekannten Nobelmarken als Originalware billig anzubieten. Nach Erhalt des Geldes per Überweisung sollen aber nur Plagiate geliefert worden sein - in 825 Einzelfällen. Der Schaden soll sich laut Anklage auf mindestens 155 000 Euro beziffern. Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft sogar 3600 Fälle ins Auge gefasst, dann aber die Ermittlungen auf die 825 Verkäufe beschränkt.

"Es war wie Chef und Angestellte"

Der Fall war bereits im vorigen Herbst vor der 2. Strafkammer verhandelt worden. Die Bochumerin, die den Mitangeklagten in einem Internet-Chat kennengelernt haben soll, gab damals die Vorwürfe zu, zumindest was den äußeren Tatablauf von rund 100 Fällen angeht: "Ich habe gemacht, was er gesagt hat. Es war wie Chef und Angestellte." Sie habe von dem Mitangeklagten die zu verschickenden Warenartikel erhalten, die Verkäufe dann teilweise selbst durchgeführt und die auf ihr Konto überwiesenen Kundengelder an ihren "Chef" ausbezahlt - bar auf die Hand. "Manchmal 7000 Euro, manchmal 8000 Euro, manchmal 10 000 Euro", meinte sie damals. "Ich sollte auf meinem Konto nie mehr als 10 000 Euro haben, hat er gesagt." Dass alles nur Plagiate waren, will sie aber nicht gewusst haben.

"Das ist Märchen hoch acht"

Der Mann hingegen wies jedwede Verantwortung damals weit von sich. „Ich habe die Sachen weder verkauft noch verschickt. Und was speziell die Aussage der Frau betrifft: „Was sie gesagt hat, da kriege ich Gänsehaut vor lauter Lügengeschichten. Das ist Märchen hoch acht." Ihm stünden die Haare zu Berge. Deshalb beauftragten die Richter damals einen technischen Gutachter: Er sollte überprüfen, ob der angeklagte Süddeutsche von zu Hause aus Zugang auf den Computer und das Ebay-Konto der Frau in Bochum gehabt haben konnte und somit die Geschäfte auch allein und selbstständig hätte abwickeln können. Deshalb wurde der Prozess damals ausgesetzt. Weil das Gutachten jetzt der Strafkammer vorliegt, begann der Prozess an diesem Freitag noch einmal ganz von vorn. Über das Ergebnis des Gutachtens wurde noch nichts publik. Die Geschäfte sollen zwischen Ende 2003 und Ende 2005 passiert sein. Zur Sache haben sich die Angeklagten am Freitag noch nicht geäußert.

Der letzte größere Bochumer Prozess wegen des Verkaufs von Luxus-Plagiaten über Ebay endete vor vielen Monaten mit fünf Jahren Haft.