Bochum. . Ein 88-jähriger Bochumer hat am Freitag vor dem Landgericht eingeräumt, vor vielen Jahren zwei Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Die Opfer sind entfernte Verwandte des Witwers. Besonders betroffen war eine heute 27-jährige Frau. Das Urteil wird für Montag erwartet.

In seinem 89. Lebensjahr musste am Freitag ein Bochumer das erste Mal in seinem Leben auf die Anklagebank. Dort gab er zu, vor vielen Jahren zwei Mädchen sexuell missbraucht zu haben. „Es tut mir leid, dass ich das gemacht habe“, sagte der Witwer zu einem Opfer im Gerichtssaal. „Ich entschuldige mich in aller Form.“ Beide Opfer sind entfernte Verwandte, für die er damals „Opa-Ersatz“ gewesen sein soll und bei dem sie öfter mal übernachtet hatten.

Die Anklage listet insgesamt 16 Übergriffe in den 90er-Jahren auf. Betroffen war demnach vor allem eine heute 27-jährige Frau. Zwischen ihrem elften und 14. Lebensjahr soll sie vom Angeklagte 15 Mal zu Hause in Bochum und am Urlaubsort in Bayern missbraucht worden sein, teilweise auch besonders schwer. Das Mädchen hatte damals öfter in seinem Bett übernachtet, während seine Ehefrau in einem anderen Zimmer schlief. „Wenn ich nur wüsste, wie es dazu gekommen ist!“, meinte der Angeklagte, der trotz einer schweren Krankheit einen geistig rüstigen Eindruck macht. Sein Anwalt: „Er wollte seinem Trieb nachgehen.“

„Sie haben ein Vertrauen ausgenutzt“

Bereits im Jahr 1991 soll sich der 88-Jährige ebenfalls in seinem Bett an ein damals achtjähriges Mädchen (heute 29) sexuell herangemacht haben.

Der Richter warf ihm vor: „Sie haben ein Vertrauen ausgenutzt.“ Das heute 27-jährige Opfer habe bis heute „durchaus massive Folgen“ davongetragen. „Sie wird wahrscheinlich das ganze Leben daran zu knacken haben.“ Der Angeklagte: „Das habe ich nicht gewollt und nicht gewusst.“

Der Fall kam deshalb so viele Jahre nach den Taten vor Gericht, weil die Strafanzeige der 27-Jährigen erst im Jahr 2009 erfolgt war. Da waren die familiären Verbindungen zu dem „Opa-Ersatz“ nicht mehr so eng wie früher, weil seine Ehefrau verstorben war.

Der 88-Jährige hat bereits 4000 Euro Schmerzensgeld an die 27-Jährige und 1000 Euro an das 29-jährige Opfer gezahlt. Am Montag will die 10. Strafkammer das Urteil verkünden.