Bochum. .

Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum gilt als bedeutendste, wenn nicht sogar größte Einrichtung ihrer Art – und zwar weltweit. Jahr für Jahr besuchen rund 400.000 bergbauinteressierte Menschen, vom Kleinkind bis zum ehemaligen Markscheider im Greisenalter, diese Institution.

Ihr steht seit nunmehr 24 Jahren Prof. Dr. Rainer Slotta als Direktor vor. Die WAZ-Leserbeiräte Udo Kunstmann und Andreas Behre haben sich eigene Gedanken gemacht zum Museum, seinem Auftrag und die Zukunft vor dem Hintergrund des nahen Endes des Steinkohlenbergbaus in Deutschland. Auf ihre elf Fragen gibt Rainer Slotta elf Antworten.

Worin sehen Sie als Direktor des Museums die Hauptaufgabe ihrer Einrichtung?

Rainer Slotta: Die Bedeutung des Museums ist nicht zu unterschätzen, denn in der nahen Zukunft, wenn es im Ruhrgebiet keinen Bergbau mehr geben wird, wird das Deutsche Bergbau-Museum Bochum das „Gedächtnis des Bergbaus“ sein. Es wird die Erinnerung an den Bergbau wach halten, dazu tragen das Anschauungsbergwerk sowie die Dauer- und Sonderausstellungen entscheidend bei. Und natürlich auch das Fördergerüst, das sich zu einem Bochumer Wahrzeichen entwickelt hat.

Was ist der ‘schwarze Diamant’ und wie gelangte das Bergbaumuseum in seinen Besitz?

Slotta: Der schwarze Diamant ist nichts anderes als schwarzer Kohlenstoff. Entstanden sind diese Carbonado-Diamanten wahrscheinlich infolge von Meteoriten-Einschlägen. Unser schwarzer Diamant wurde dem Museum von einem Bochumer Juwelier geschenkt.

Welche Beziehungen gibt es zwischen Meteoriten und Fossilien?

Slotta: Da gibt es keine. Allerdings zeigt das Deutsche Bergbau-Museum sowohl Fossilien als auch Meteoriten.

Wie wird sich die Kumpelmentalität im Ruhrgebiet durch den Wegfall des Steinkohlenbergbaus ändern?

Slotta: Diese Mentalität entstand aus der gemeinsamen Erfahrung der besonderen Arbeit der Menschen unter Tage und aus der Solidarität der Bergleute untereinander. Wenn es den Bergbau nicht mehr gibt, wird sich die Kumpelmentalität verändern, aber in einem langsamen Prozess.

Wie sieht eigentlich das Bild des modernen Bergmanns heute aus. Stimmt noch das Klischee des Kumpels mit schwarzem Gesicht?

Slotta: Die Arbeit im Steinkohlenbergbau bleibt trotz aller getroffenen Maßnahmen nach wie vor ein schwerer Beruf. Doch hat er sich in zwischen zu einem hochmodernen, High-Tech-Beruf verändert, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich unglaublich viel getan – sowohl auf dem sicherheitlichen, als auch dem maschinellen Bereich.

Das Ende der Kohlensubventionen ist für 2018 vorgesehen. Ist das aus ihrer Sicht angemessen?

Slotta: Die Stilllegung des deutschen Steinkohlenbergbaus ist eine politische Entscheidung, keine der Lagerstätte. Sie ist eine Frage, ob man sich den Steinkohlenbergbau zur Sicherung eines Teils der Energieunabhängigkeit leisten will.

Gibt es die Chance auf einen sogenannten Sockelbergbau nach 2018?

Slotta: Eine Alternative zum Ausstieg sehe ich zur Zeit nicht, obwohl jeder weiß, dass es schwierig und sehr teuer ist, einmal geschlossene Lagerstätten wieder zu öffnen. Aber die RAG Aktiengesellschaft, die ja nach 2018 noch existieren wird, wird sich u. a. auch den Aufgaben der Energiesicherung widmen. Sie prüft und konzipiert zur Zeit bereits Verfahren und Lösung, um ihr Know-How zur Energieerzeugung zu nutzen, es existieren etwa Ideen zur Errichtung von Pumpspeicherwerken unter Einbeziehung von Halden und a. m.

Van Gogh hat sich in Zeichnungen mit dem Bergbau beschäftigt. Könnten diese Bilder nicht auch einmal in Bochum gezeigt werden?

Slotta: Es gibt sicher schönere und charakteristischere Bilder zum Thema Bergbau. Aber wenn einmal die Möglichkeit besteht, einen Van-Gogh im Deutschen Bergbau-Museum zu zeigen, warum nicht?

Wie können die Bochumer Bürger noch mehr angesprochen werden?

Slotta: Man muss sich ständig um die – möglichst wachsende – Akzeptanz des Museums in der Bevölkerung kümmern. Dabei helfen Veranstaltungen wie ein spannendes Ausstellungsprogramm im Hause sowie jede Art von Veranstaltungen wie unsere Vortragsreihen, die Bergparade, die museumspädagogischen Aktivitäten für Kinder oder der Beitrag des Deutschen Bergbau-Museums zur ExtraSchicht, der inzwischen sehr gut angenommen wird: Wer das nächtliche Revier-Panorama sehen möchte, kann es nirgendwo eindrucksvoller betrachten als von unserem Fördergerüst.

Sehen sie Chancen für die Einrichtung eines Besucherbergwerkes in einer stillgelegten Revier-Zeche?

Slotta: Da sehe ich keine Chancen. Die Kosten sind einfach zu hoch. Allein, wenn ich an die Faktoren, Bewetterung, Wasserhaltung, Seilfahrt und Sicherheit denke. Aber wir haben ja hier im Museum eine sehr gute Alternative mit unserem Anschauungsbergwerk, das wir in absehbarer Zeit erweitern und noch attraktiver gestalten werden. Ich denke da an Erlebniselemente, die recht nah an eine reelle Grubenfahrt heranreichen.

Ist die Finanzierung des Deutschen Bergbau-Museums auch für die Zukunft weiterhin gesichert?

Slotta: Die Finanzierung steht auf einer soliden Grundlage. Heute stellen der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen jeweils den größten Teil des Budgets zur Verfügung, die Stadt Bochum und die DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH sind nach wie vor die Träger des Museums. Diese gesicherte Trägerschaft trägt ganz entscheidend dazu bei, dass das Deutsche Bergbau-Museum Bochum sich zu dem Gedächtnisort für den Bergbau im Ruhrgebiet entwickeln wird, so dass die Bedeutung des Museums vermutlich noch wachsen wird.