Bochum.

Kultur in Bochum - das ist eine Leidenschaft von Udo Kunstmann und Uwe Siebler. Im Gespräch mit Bochums Kultur- und Schuldezernenten Michael Townsend sprachen die beiden WAZ-Leserbeiräte nicht nur über das strittige Thema „Musikzentrum“.

Eine persönliche Frage: Sie sind Sozialpädagoge, haben dann bei der Stadt Kreuztal gearbeitet. Das Arbeitsfeld „Schule & Kultur“ in Bochum birgt doch gewiss gewaltige Unterschiede zu Ihrer Arbeit im Siegerland?

Michael Townsend: Bochum ist eine der größten Kulturstädte in NRW. Ich wusste als kulturell interessierter Mensch, was Bochum als Kulturstadt ausmacht, das Schauspielhaus zum Beispiel. Was ich dann festgestellt habe war, dass die Bochumer selbst gar nicht zu wissen scheinen, wie groß das kulturelle Spektrum ihrer Stadt tatsächlich ist.

Was waren Ihre Ziele, als Sie hier anfingen?

Townsend: Die erste Herausforderung war die Kulturhauptstadt 2010, für die Bochum sehr gut aufgestellt war. Doch ein knappes Jahr vor deren Beginn kam die Finanzkrise, und das Geld ging aus. Wenn wir den ursprünglichen Etat behalten hätten, wäre Bochum mit Sicherheit noch besser aus der Ruhr.2010 herausgekommen. Aber: Wir mussten zwar abspecken, doch wir mussten auch kein einziges Projekt begraben. Insgesamt war die Kulturhauptstadt außergewöhnlich wichtig.

Sie sind als Kultur- und Schuldezernent tätig, wie schaffen Sie es, das Spektrum der Aufgaben zu meistern?

Townsend: Die Aufgaben des Kultur- und Schuldezernats sind anspruchsvoll, das stimmt. Man kann entsprechend nicht alles an der Basis selbst bearbeiten. Aber es gibt in allen Bereichen Fachleute, auf deren Wissen und Engagement ich setze. Man kann einfach nicht alles können und wissen, dafür ist das Dezernat auch zu heterogen.

Wie geht es weiter mit der Jahrhunderthalle und dem Musikzentrum?

Townsend: Bochum ist bereit, die Jahrhunderthalle zu übernehmen, aber das Land soll eine Mitgift bringen, das war und ist unsere Überlegung. Diese Mitgift besagt, dass das Land die Halle bis 2023 weiterführt. Die Gespräche mit Düsseldorf laufen kooperativ, weil jeder weiß, dass man in dieser Angelegenheit voneinander abhängt.

Wie soll die Marienkirche in das Musikhauskonzept eingebunden werden?

Townsend: Als die Pläne für das damals noch „Konzerthaus“ genannte Projekt reiften, war die Frage: Was macht man mit der Kirche? Schnell war klar, dass für sie eine kulturelle Nutzung geboten war. Es gibt auch hier eine Verbindung zur Übernahme der Jahrhunderthalle, das Ganze ist eine Mischkalkulation zwischen Land und Stadt, wenn Sie so wollen. Wir sind, was das Musikzentrum angeht, auf einem guten Weg.

Aber es fehlt doch noch sehr viel Geld?

Townsend: Das kann man auch andersherum sehen. Wir gehen von rund 33 Millionen Euro aus, davon sind 29 Millionen bereits da! Es fehlen der Stiftung Bochumer Symphonie 4 Millionen Euro, die sie beibringen muss. Die neue Geschäftsführerin will Sponsoren re-aktivieren und weitere bildungsinteressierte Bürger ansprechen.

Der Bund der Steuerzahler hat das Musikhaus zuletzt kritisiert.

Townsend: Zu Unrecht! Es wird nicht wahrgenommen, dass das Musikhaus nicht nur eine Spielstätte für die BoSy sein soll – gleichwohl sind die Symphoniker ein herausragendes Orchester, das unter zurzeit miserablen Beingungen proben und unter akustisch unzulänglichen Bedingungen konzertieren muss. Will man das Orchester in der Qualitätsstufe erhalten und entwickeln? Diese Frage muss man sich bei dieser Diskussion auch stellen.

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Essen und Dortmund haben Konzerthäuser, warum muss Bochum auch eines haben?

Townsend: Wir haben ein bürgeschaftliches Engagement von bislang acht Millionen Euro, die man den Leuten ja nicht einfach zurückgeben kann, nach dem Motto „Dankeschön, aber wir wollen Euer Geld nicht!“. Und wir haben inzwischen ein groß dimensioniertes Förderprogramm aus erheblichen EU- und Landesmitteln. Es wäre fahrlässig, wenn Bochum das ausschlagen würde.

Wie konnte es zum Etatloch von 750.000 Euro im Jahr im Schauspielhaus kommen?

Townsend: Bei der Herauslösung des Theaters aus der städtischen Führung hatte man sich damals gefragt, wie muss das Schauspielhaus als Eigeninstitution arbeiten? Dazu zählte auch die Frage der steigenden Tarifkosten; diese sollten aus den Rücklagen finanziert werden. Es gab nach der Verselbstständigung des Theaters für die Stadt kein Gebot, hier kostenmäßig einzugreifen. Wenn die Tochter sagt, ich glaube, in fünf Jahren wird es mir schlecht gehen, würde ja wohl jede Mutter sagen: Geh’ erstmal an Dein Erspartes, und komme wieder, wenn Du tatsächlich kein Geld mehr hast.

Aber Anselm Weber hat das nicht gewusst, als er als Intendant unterschrieb?

Townsend: Wenn ein Intendant anfängt, hat er einen Überblick über die Gesamtsituation seines Hauses, aber nicht über jedes finanzielle Detail. Es gibt definitiv zwischen Anselm Weber und der Stadt Bochum keinen „Konflikt“. Wir ziehen alle an einem Strang, um die für Bochum unendlich wichtige Institution Schauspielhaus zu erhalten und fortzuführen.

Was wünschen Sie sich, sollte die „Ära Townsend“ einst auszeichnen?

Townsend: Das Schauspielhaus sollte wieder in der Champions’ League spielen und die Jahrhunderthalle eine international beachtete Spielstätte sein.