Bochum. .

Deutlich erhöhte PCB-Belastungen im ökumenischen Kirchenforum mitten im Uni-Center sind jetzt bekannt geworden. Dagegen nehmen sich die Werte in der alten Erich-Kästner-Schule beinahe als Zahlen aus dem Gesundbrunnen aus. Eigentlich hatte die Ruhr-Uni knapp 1000 Quadratmeter anmieten wollen. Doch die Hochschule zuckte zurück: „Wir sind derzeit Mieter im Wartestand“, sagte RUB-Kanzler Gerhard Möller.

Dabei ist es allein der Erfahrung der Hochschule im Umgang mit solchen Schadstoffen zu verdanken, dass die PCB-Belastung in diesem bis 1975 errichteten Gebäudekomplex bekannt wurde. Erste Messungen ergaben in der Spitze Raumluftwerte von bis zu 6000 Nanogramm (ng) pro Kubikmeter Luft. Zum Vergleich: Der Interventionswert liegt bei 3000 ng/m3. Die Spitzenwerte entstanden dort, wo Räume ungenutzt geblieben waren. Doch das von Fachleuten empfohlene Lüften brachte wenig. Der WAZ liegen die Messergebnisse vor, die das vom Bistum beauftragte Gelsenkirchener Hygieneinstitut feststellte. Dies sind nur einige der Zahlen:

Edith-Stein-Saal 2419 ng/m3
Augustinus-Saal 1588 ng/m3
Küche (Ebene 0) 731 ng/m3
Weltladen 473 ng/m3
Ebene 0, R. 4 2590 ng/m3
Ebene 0, R. 5 2295 ng/m3
Ebene 0 R. 6 271 ng/m3
E 0 Gemeinde-Büro 2565ng/m3
Ebene 0 R. 2 4279 ng/m3
Ebene 0 R. 11 3187 ng/m3
Ebene 0 R. 1 4976 ng/m3

Außerdem wurden Proben in weiteren Räumen, darunter der Kath. Kirche, wo 342 ng/m3 Luft gemessen wurden, gezogen. Ebenfalls soll es Messungen in den bewohnten Appartements gegeben haben. „Die Belastungen dort fallen geringer aus“, so Klaus-Peter Röber, der zur Zeit einen Bevollmächtigtenausschuss leitet, der sich um die Belange der Ev. Kirchengemeinde kümmert. Über die Belastung seien die Mieter der Appartements in evangelischer Trägerschaft informiert. Allerdings soll es bis heute keine offizielle Nachricht gegeben haben. Zum Forum gehören 27 Appartements in der Trägerschaft der Ev. Landeskirche von Westfalen und 16 Appartements der Kath. Kirche.

Mittelfristige Maßnahmen

Für das Bistum Essen bestätigt Sprecher Ulrich Lota: „Ja, es wurde PCB festgestellt. Als Ursache sind Dichtungen an Fenstern und Türern festgestellt worden.“ Es treffe zu, dass das Bistum bislang seine Mieter nicht informiert habe. „Es gab keinen unmittelbaren Handlungsbedarf“, bekräftigte Lota. Wohl hätten die meisten Mieter aber bereits davon anderweitig erfahren. In einer schriftlichen Stellungnahme äußert sich die Ev. Kirche von Westfalen zur PCB-Problematik. An fünf Punkten sei gemessen worden: „An einem Punkt zeigte sich ein leicht erhöhter Wert, der nach den gesetzlichen Vorschriften mittelfristige Maßnahmen erfordert (in drei bis fünf Jahren).“

Seit langem wollen beide Kirchen verkaufen. Es gibt einen Investor und die Verträge sind unterschriftsreif. Der Gutachterausschuss schätzte einst den Wert des Forums mit beiden Kirchen, Wohnungen und Nebenräume auf über 5,6 Millionen Euro. Jetzt soll ein Betrag von unter 2 Mio. Euro fließen. Dafür habe der Investor zugesagt, das PCB-Problem fachgerecht zu beheben.

Grundsteinurkunde von 1975

Der Katholische Hochschulpfarrer Klaus Giepmann bedauert die Entwicklung, verweist aber wegen des geplanten Verkaufs aufs Bistum. „Ich kann nur sagen, dass bei den Sonntagsgottesdiensten im Schnitt regelmäßig mehr als 100 Gläubige kommen.“

So hat sich der von Ruhrbischof Franz Hengsbach in der Grundsteinurkunde von 1975 gehegte fromme Wunsch für das Forum nicht erfüllt: „Gemeinsam bitten wir Gott, Er möge seinen Segen darauf legen, dass dieser Bau zu Seiner Ehre dient und dass alles, was in ihm geschieht, nach Seinem Wohlgefallen sei.“