Bochum. . Schüler und Lehrer des Neuen Gymnasiums Bochum (NGB) werden auch im kommenden Schuljahr in den ehemaligen Räumen der Erich-Kästner-Schule (EKS) zu Hause sein. Gesundheitliche Bedenken gibt es nicht, teilte die Stadt am Freitag mit.

Schüler und Lehrer des Neuen Gymnasiums Bochum (NGB) werden auch im kommenden Schuljahr in den ehemaligen Räumen der Erich-Kästner-Schule (EKS) zu Hause sein. Stadt Bochum, Bezirksregierung und zwei Gutachter sagen nach der Auswertung der Ergebnisse der jüngsten Raumluftuntersuchung auf PCB und Schimmelpilze unisono: Der Unterricht in den EKS-Räumen birgt kein gesundheitliches Risiko für die 1570 Betroffenen.

Die Konzentration von PCB in der Raumluft wurde in 50 von 119 Räumen gemessen. „Und zwar exakt dort, wo die höchsten Ergebnisse zu erwarten waren“, sagte Schuldezernent Michael Townsend am Freitag vor der Presse. Als Hinweise dienten die vorliegenden Beschwerden von Lehrern und Schülern und die Messergebnisse aus 2010. Gemessen wurden Werte zwischen 114 und 1020 Nanogramm pro Kubikmeter Luft – im Schnitt waren es 648 ng/cbm.

„Damit liegen wir deutlich unter dem Interventionswert von 3000 ng/cbm“, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Ralf Winter. Dies sei der Wert, bei dem mittelfristig Handlungsbedarf bestehe, also innerhalb von drei bis fünf Jahren.

Alle 119 Räume auf Pilzsporen untersucht

Auf Pilzsporen indes wurden alle 119 Räume untersucht. Der Befund ist demnach eindeutig. Die Belastungn liegt nach Auskunft der Experten um das fünf- bis zehnfache neidriger als in der Außenluft. Der gemessene Maximalwert innen entspricht dem Minimalwert draußen (750 KBE = koloniebildende Einheiten).

Auch interessant

Gutachter Prof. Dr. Ulrich Ewers (Hygieneinstitut Gelsenkirchen) kommt angesichts der vorliegenden Ergebnisse zu dem Schluss, „dass gegen die vorübergehende, nach derzeitigem Stand auf circa ein Jahr befristete weitere Nutzung des alten Schulgebäudes der Erich-Kästner-Gesamtschule durch das NGB aus umweltmedizinisch-toxikologischer und hygienischer Sicht keine Bedenken bestehen“.

Dr. Martin Kraft vom Landesamt für Natur- Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) teilt diese Schlussfolgerung „zu 100 Prozent“. Gleichwohl kritisierte er das Verfahren. Es sei absolut unüblich unter den denkbar schlechtesten Voraussetzungen („Worst Case“) zu messen. In der Regel werde unter Nutzungsbedingungen gemessen. Es sei daher davon auszugehen, „dass die hier gemessenen Werte in der üblichen Nutzung deutlich niedriger liegen“.

„Die Gutachten machen deutlich“, so Michael Townsend, „dass das Gebäude weiterhin genutzt werden kann. Wir werden ungeachtet dessen umgehend weitere unterstützende Maßnahmen zur Steigerung der Sicherheit einleiten, werden regelmäßig Kontrollmessungen durchführen und tun alles, um einen reibungslosen Start in das neue Schuljahr zu gewährleisten.“

Konsequentes Lüften soll PCB-Werte drastisch senken

In den kommenden zwei Wochen sollen an der Schule vergammelte Deckenplatten ausgetauscht und alle Klassenräume so hergerichtet werden, dass mindestens zwei Fenster zu öffnen sind. Mit konsequentem Lüften könnten die PCB-Werte drastisch gesenkt werden, hieß es. Vor Unterrichtsbeginn wird die Stadt lüften, während der Schulzeit müssen fortan Lehrer das Lüften im Klassenbuch dokumentieren. Die Arbeiten verlängern für die 1450 Schüler die Ferien. Unterrichtsbgeinn wird erst am Montag, 12. September, 8.15 Uhr sein.

Sollte es bei den Kontrollmessungen oder bei den geplanten Messungen in den noch nicht untersuchten Räumen wider Erwarten Auffälligkeiten geben, könnte jederzeit ein „Plan B“ greifen, der in den vergangenen Tagen entwickelt wurde. Wie die Leitende Regierungsschuldirektorin Susanne Blasberg-Bense bestätigte, würde die Bezirksregierung Arnsberg dafür sogar zusätzliches Lehrpersonal nach Bochum schicken. Plan B sähe eine Aufteilung der Schule auf drei Standorte vor: nach Abiturjahrgang 2012, restliche Sekundarstufe II und Sekundarstufe I.

Für die Staatsanwaltschaft „kein Fall“ mehr

Donnerstagabend wurden bereits die Schülersprecherin, Vertreter der Elternpflegschaft und der Ältestenrat der Stadt Bochum informiert. Townsend zufolge tragen sie alle die Entscheidung mit, das NGB weiterhin in der ehemaligen EKS unterzubringen. Auch die Staatsanwaltschaft habe signalisiert, dass es wohl „kein Fall“ mehr sei.

Die Messergebnisse und das dazugehörende Gutachten stehen auf der Homepage der Stadt Bochum ab sofort zum Download bereit. „Wir haben maximale Transparenz versprochen“, sagte Michael Townsend, „und genau diese stellen wir nun her.“ Lehrer und Schüler sollten sich nun vielmehr „auf das architektonische Wunderwerk freuen“, das der Neubau des NGB sei. Zum Schuljahr 2012/2013 soll dort der Unterricht aufgenommen werden.