Bochum. . Nach Nazi-Pöbeleien in Bochum-Langendreer sind am Freitag drei Bochumer unter anderem zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Einer von ihnen, ein 23-jähriger Neonazi, trug auf seinem Shirt die Aufschrift: „Nationaler Widerstand.“

Wegen Nazi-Pöbeleien in Bochum-Langendreer ist am Freitag ein bekannter Bochumer Neonazi (23) vom Amtsgericht zu vier Monaten Haft auf Bewährung und 200 Sozialstunden verurteilt worden. Das Amtsgericht ist überzeugt, dass der arbeitslose Schreiner in der Nacht des 1. Mai ein junges Pärchen „äußerst hässlich und widerlich“ beleidigt und ihnen einen Nazi-Gruß entgegengeschleudert hatte.

Wegen der Nazi-Grüße wurden auch sein 17-jähriger Bruder und ein 29-jähriger Mittäter verurteilt. Der Jüngere muss einen sozialen Trainingskurs besuchen, der Ältere bekam drei Monate Haft auf Bewährung. Als Auflage muss der Kfz-Mechatroniker 2000 Euro an das St.Vinzenz-Kinderheim überweisen. Zur Tatzeit stand er wegen früherer Straftaten noch unter laufender Bewährung. Er saß sogar schon einmal in Strafhaft.

Staatsanwältin wollte Haftstrafen ohne Bewährung

Auch der 23-Jährige hat wegen Gewalt und Beleidigungen viele Einträge im Vorstrafenregister. Alle drei wohnen in Langendreer. Die Staatsanwältin hatte für die beiden Älteren dieselben Haftstrafen gefordert - allerdings ohne Bewährung.

Ein 17-jähriger Mann und seine 18-jährige Freundin gingen damals am 1. Mai über die Ottilienstraße. Sie wollte bei ihm übernachten. Plötzlich wurden sie dem Urteil zufolge von dem 23-Jährigen, der ihnen völlig unbekannt und wohl alkoholisiert war, mit ausländerfeindlichem und sexistischem Gossenvokabular angepöbelt. Außerdem nannte der Neonazi das Pärchen „Judenkinder“. Die beiden Deutschen, die keinerlei ausländisches Aussehen haben, gingen aber weiter in ihre Wohnung, weil sie sich nicht provozieren lassen wollten.

„Bleibt stehen, wir kriegen euch. Wir machen euch fertig“

Kurze Zeit später wollte die Frau aber noch an einer Tankstelle Zigaretten holen. Auf dem Weg pöbelte der 23-Jährige sie erneut an. „Ey, bleibt stehen, ihr Scheißblagen“, habe er gerufen, wie die 18-Jährige im Zeugenstand sagte. Diesmal hatte er zwei Mittäter dabei. Alle drei riefen laut Urteil „Sieg Heil“ und hoben dazu den Arm. Die junge Frau berichtete auch, dass der 23-Jährige mit einem Schlagstock in seine Hand geschlagen und sie mit den Worten bedroht habe: „Bleibt stehen, wir kriegen euch. Wir machen euch fertig.“ Ihr Freund sagte im Zeugenstand: „Wir hatten Panik.“ Seine Freundin hatte damals per Handy die Polizei gerufen. Kurz darauf wurde das rechte Trio gestellt.

Angeklagter grinste im Prozess höhnisch

Vor Gericht schwiegen die Angeklagten. Aber zumindest der 23-jährige Neonazi, dessen Name vielen besorgten Bürgern in Langendreer bekannt ist, sprach im Saal eine eigene Sprache: Er grinste höhnisch und trug ein Shirt mit der Aufschrift: „Nationaler Widerstand. Lieber stehend sterben als knieend leben.“ Die Richterin sagte ihm, er solle seine Jacke wieder anziehen. Das Shirt sei in einem Gerichtssaal unangemessen. Der 23-Jährige, dessen Schädel kahlrasiert ist, zog daraufhin seine Jacke wieder an.

Im Urteil wies die Richterin den Neonazi auch auf seinen Vornamen hin. Es sei ein „eindeutig hebräischer Name“.

Kritik am Urteil

Gegen den 23-jährigen Angeklagten laufen noch weitere Ermittlungsverfahren. Außerdem sind bereits zwei Anklagen erhoben worden: wegen Volksverhetzung und eines Nazi-Grußes. Einen Prozesstermin gibt es aber noch nicht. Eventuell findet aber erst ein Berufungsprozess statt, denn das Urteil von Freitag ist nicht rechtskräftig. Die Verteidiger hatten eine milde Geldstrafe beziehungsweise Freisprüche gefordert.

Scharf kritisiert wurde das Urteil von der Sozialen Liste im Rat: „Eine Lehrstunde über die nach wie vor vorherrschende Verharmlosung des Naziterrors durch die Justiz“, hieß es in einer Pressemitteilung.