Bochum. Viele VfL-Bochum-Fans schieben Frust: Der Pokalknaller gegen den FC Bayern ist schon vor Beginn des freien Vorverkaufs ausverkauft.
Neuerdings, schreibt Frank Goosen, sind die Leute zu ihm besonders freundlich. Deshalb nutzt der Autor und VfL-Aufsichtsrat seit einer Woche seine Homepage, um all den Gutmenschen die schlechte Nachricht zu verkünden: „Nein, ich habe keine Bayernkarten!“
Selbst Frank Goosen ist machtlos, wenn es um die Beschaffung einer ebenso raren wie kostbaren Ware geht: Tickets für das Spiel des Jahres. Am 20. Dezember tritt der FC Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokals in Bochum an. Und für etliche Fans heißt es: Wir müssen draußen bleiben.
Der Knaller ist so gut wie ausverkauft. Und das noch vor Beginn des freien Vorverkaufs.
„Klar war: Die Nachfrage wird das Angebot bei Weitem überschreiten. Enttäuschungen waren deshalb programmiert“, so VfL-Sprecher Christian Schönhals. „Klar war aber auch: Wir mussten ein Verfahren finden, dass den Interessen des Vereins und unserer drei wichtigsten Gruppen am Besten entgegenkommt.“
14.000 Karten binnen drei Tage
Die Gruppen 1 und 2 waren zuerst am Zug: Die 4500 Klubmitglieder und die 3000 Dauerkartenbesitzer konnten sich seit dem 7. November mit bis zu vier Tickets eindecken. Allein die Mitglieder sicherten sich binnen drei Tagen 14.000 Karten. Am 10. November war Verkaufsstart für Gruppe 3, die Fanklub-Mitglieder, die gleichfalls reichlich zugriffen.
Zwischenstand gestern: Es gibt es noch 500 Karten – allerdings für Plätze von Dauerkartenbesitzern, die noch bis Samstag von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen können und wohl auch werden. Die Klubführung hat reagiert. Der für kommenden Montag geplante Beginn des freien Vorverkaufs im Stadioncenter fällt mangels Karten aus.
Christian Schönhals verteidigte im WAZ-Gespräch die Exklusiv-Strategie. „Gerade die Mitglieder sind unser höchstes Gut. Mit dem Vorkaufsrecht wollen wir einen Anreiz für eine Mitgliedschaft bieten. Wir gehen davon aus, dass die Mitglieder die Tickets an ihre Freunde und Familien weiterreichen.“ So sei gewährleistet, dass möglichst viele VfL-Anhänger im Stadion sind (das Bayern-Kontingent beträgt 3000 Plätze). Und: „Bei früheren Topspielen gab es ein Vorkaufsrecht auf sechs Karten. Wir haben diese Zahl bewusst auf vier reduziert.“
"Beim Viertelfinale wirds noch schlimmer"
Viele Fans, die leer ausgegangen sind, schieben gleichwohl Frust. „Man fragt sich, warum Mitglieder der Tanzsportabteilung vier Karten erwerben dürfen, während regelmäßige Besucher keine Chance bekommen“, grollt Werner Drewitz, der 1968 beim Pokal-Sieg des VfL gegen die Bayern („Siegtor Werner Baltes“) an der Außenlinie hockte.
Profiteure gibt’s auch: Der Schwarzhandel blüht. Die Preise u.a. bei Ebay steigen stetig. Der VfL Bochum warnte gestern vor einer „kommerziellen Weitergabe der Tickets“ und droht mit rechtlichen Schritten. Derweil freuen sich Wirte mit Bezahlfernseh-Anschluss auf die exklusive und ganz sicher einträgliche Live-Übertragung.
Frank Goosen nimmt den Hype mit Humor: „Das Tolle ist“, schreibt er: „Beim Viertelfinale wird’s noch schlimmer.“