Bochum. .
Wer an der Haltestelle Vereinsstraße auf die Linie 302 Richtung Wattenscheid wartet, muss am Fahrbahnrand ausharren und dann die Straße überqueren. Weil dort aber eine Linkskurve ist, kommt es häufig zu gefährlichen Situationen, wenn Leute rasch die Bahn erreichen wollen.
Das haben die Stadt und die Bogestra erkannt und nehmen viel Geld in die Hand, denn: „Trotz der vorhandenen Ampel sind die Fahrgäste einer steten Unfallgefährdung ausgesetzt“, soweit die Verwaltung.
"Stete Unfallgefährdung"
Die Haltestelle soll modernisiert werden, damit künftig dort auch die Niederflurfahrzeuge eingesetzt werden können. Mit dem Ausbau der Haltestelle wird auch die Kreuzung Wattenscheider-/Gahlensche Straße und Wattenscheider-/Kohlenstraße umgestaltet. Beides gehört zu den Beschleunigungsmaßnahmen für die Bahnlinie 302. Der Bezirk Mitte wird in seiner heutigen Sitzung darüber befinden.
So wird die Haltestelle für beide Richtungen zu einem Mittelbahnsteig zusammengefasst. Die Spuraufteilung der Straße wird verändert, Schutzinseln für Passanten werden eingebaut, es entstehen Radstreifen.
Planfeststellungsverfahren treibt zur Eile
Eine neue Ampelschaltung regelt den Knotenpunkt künftig in Koordination mit der Ampel Wattenscheider-/Kohlenstraße mit Vorrangschaltung für die Bahn. Um älteren Fahrgästen das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, wird die Warteinsel um 22 cm erhöht auf das Niveau des Bahnbodens.
Diese kombinierte Maßnahme kostet insgesamt 2,8 Millionen Euro, darunter allein 1,5 Mio € für den Gleisbau. Der Umbau wird durch Zuschussmittel ermöglicht aus dem „ÖPNV-Topf“, die Eigenanteile trägt die Bogestra. Die Bauarbeiten müssen rasch beginnen: „Das Planfeststellungsverfahren treibt uns zur Eile, im ersten Halbjahr 2012 zu starten“, so Dieter Töpfer, Leiter der Verkehrsplanung. Die Eigenmittel in Höhe von 10 bis 15 Prozent lägen bereit. Der Planfeststellungsbeschluss gilt fünf Jahre, die Genehmigung aus Arnsberg erfolgte 2007. Töpfer: „Dann wurde der Ausbau verschoben wegen des Westparks und der Arbeit der Emschergenossenschaft am Marbach.“
„Täglicher Superstau“
Ganz anders die finanzielle Ausgangslage für dringend erforderliche Veränderungen wenige hundert Meter weiter: Der „Doppelknoten“, die Kreuzungen Essener-/Kohlenstraße und Allee-/Wattenscheider Straße gilt aus Sicht der Verkehrsplaner als Brennpunkt. Nach einer aktuellen Zählung muss er täglich 40.400 Kfz bewältigen, nach der Fertigstellung des Westkreuzes und des sechsspurigen Ausbaus der A 40 wird mit einem Anschwellen auf fast 45.000 Kfz gerechnet.
Schon jetzt klagen Anwohner (u.a. im Beschwerdeausschuss) über die Belastung. So ärgert sich ein WAZ-Leser über „den täglichen Superstau“ an der Essener-/Kohlenstraße, „verursacht durch die Ampel Goldhammer Straße: Der Fotokasten an der Essener Straße ist für die Stadtkasse wohl wichtiger als eine Anforderungsschleife“. Es gibt die Anregung, die Essener Straße Richtung Wattenscheid wieder zweistreifig auszuweisen. Vor allem die nördliche Kohlenstraße wird als Abkürzung zur Essener Straße genutzt.
Es fehlt Geld
Von einer zweispurigen Essener Straße hält die Verwaltung nichts. Die Rückstaus würden sich auflösen mit dem Ende der Baustelle A 40, zudem sei der Parkplatzbedarf hoch. Abhilfe könnte der Bau einer Verbindungsspange zwischen Essener Straße und der Anschlussstelle Kohlenstraße an den Außenring schaffen; der ist auch bereits beschlossen, scheitert bislang an fehlenden Haushaltsmitteln.
Weil aber insgesamt die Mittel für Eingriffe nicht vorliegen, beschränken sich alle Verbesserungsvorschläge auf Ummarkierungen auf den Fahrbahnen. So könnten Abbieger verändert werden, um Rückstaus zu verkürzen. Die würden 25.000 Euro kosten. Gleichwohl: Selbst dafür ist kein Geld da. Christoph Matten vom Tiefbauamt: „Wir könnten das zügig umsetzen. Aber wann das möglich sein wird, ist nicht abzuschätzen.“ Einzig realisiert wird die Erschließung des neuen Discounters auf dem Gelände des Krupp-Hochhauses. Dazu wird es eine eigene Spur von der Kohlenstraße geben mit Ampel. Das ist nur möglich, weil der Investor zahlt.