Bochum. . Mit der Ausstellung „und so tobt in der Fremde das Glück“ belebt Rana Matloub den Kunstverein Bochum im Haus Kemnade.
„Du, ja du, hier spuckts“, leise flüstert Rana Matloubs Stimme aus einem Knäuel ihrer Haare, versteckt in einer Nische in der Wasserburg Haus Kemnade (An der Kemnade 10). Leise, flüsternde Kunst ist es, die die Künstlerin ab Sonntag, 18. September, dort präsentiert. Mitten zwischen Exponaten der Sammlung „Das Dach der Welt – Kultur und Alltag im Himalaya“ wirkt ihre Ausstellung „und so tobt in der Fremde das Glück“, erfrischend und unaufdringlich, unkonventionell.
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„Wie entstehen Geschichten im Kopf?“, fragt die in Bagdad geborene und in Kassel und dem Ruhrgebiet lebende Künstlerin. Antworten dazu gibt sie reichlich, mit Schrift, Zeichnungen und Hörinstallationen. „Es gibt einfach Dinge, die kann man mit Sprache nicht ausdrücken“, erklärt die 36-Jährige, „und andere lassen sich nicht zeichnen“.
Gegenstände des Alltags
Herzstück der Ausstellung sind aber ihre Zeichnungen. Auf leicht gebauten Podesten verziert mit Wörtern und Sätzen in deutsch und arabisch ruhen die Skizzen – oft Gegenstände des Alltags: Autos und Wärmflaschen, aber auch Menschen. Unfertig und wie Entwürfe wirken sie auf den ersten Blick, „fertig werden sie erst im Kopf des Betrachters“, erklärt Matloub. Genauso wirken die Wörter und Satzfetzen, wie der Anfang einer kurzen oder langen Geschichte im Kopf.
Auf die Spitze treibt Matloub dieses Spiel mit der Fantasie mit ihren Abriss-Annoncen. Überall im Haus verteilt – sogar auf der Toilette – hängen Zettel, wie man sie von Wohnungsangeboten kennt. Nur bieten sie hier Assoziationen, das Grundgerüst einer Geschichte. „Ich bin gespannt, wie die Menschen darauf reagieren“, verrät Matloub.
Textfetzen sollen irritieren
Ähnlich fantastisch funktionieren die „Nischenfüller“ der Künstlerin – „Diese Wandnischen haben mich schon bei meiner Beteiligung an ‘Kemnade klingt 2008’ interessiert“, gibt sie zu. Nun durfte sie sie füllen – was oft gar nicht auf den ersten Blick auffällt. Erst wenn die darin versteckten MP3-Player anfangen zu flüstern bemerkt man sie. „Ich wollte es aufgreifen, das hier ja immer Sammlungen präsentiert werden“, erklärt Matloub. Die selbstgesprochenen Textfetzen sollen irritieren, Matloub spielt mit den Wörtern: „hier spuckts“, statt „hier spukts“.
Und ist nur die eine Hälfte der Ausstellung – „und so tobt das Glück in der Fremde“ ist eine Doppelausstellung. Im Kunsthaus Essen gibt es ab dem 18. September weitere Installationen von Rana Matloub zu erleben. Dort hängen parallel zu ihren Zeichnungen Kopfhörer von der Decke. Ein zweiter Ausstellungsteil in Essen beginnt am 17. Oktober: Zur Eröffnung ihrer Wandzeichnungen lässt Matloub die Zuschauer am Entstehungsprozess ihrer Kunst teilhaben.
Insgesamt läuft die Doppelausstellung bis zum 6. November. Auf der Finissage im Haus Kemnade erscheint der Katalog. Dazu gibt es eine CD mit Matloubs Aufnahmen sowie eine Künstleredition.