Am 11. Juli verstarb der 1940 in Dortmund geborene Ausnahmekünstler Norbert Tadeusz nach schwerer Krankheit in seinem Atelier in Düsseldorf. Eine letzte große Werkschau gab es 2009 im Kunstmuseum Bochum zu bestaunen. Tadeusz selbst bezeichnete die thematisch retrospektive Einzelausstellung „Dunkle Begleiter. Schattenbilder 1965-2009“ als seine „schönste Ausstellung“.
Um die jahrelange Zusammenarbeit und dadurch entstandene Verbundenheit von Künstler und Kunstmuseum zu würdigen, stellt das Museum seit Samstag eine „Hommage à Norbert Tadeusz“ aus. “Wir wollen zeigen, dass Norbert Tadeusz in Bochum als Persönlichkeit und Künstler präsent bleiben wird“, erklärt Museumsleiter Dr. Hans Günter Golinski.
Aus der letzten Schaffensphase
Bei der Hommage handelt es sich einerseits um eine Serie zu historischen japanischen Motiven aus Tadeusz’ letzter Schaffensphase. Doch gibt es auch ältere Werke des Malers zu sehen, so zum Beispiel die „Große Bochumer Peepe“, ein Bild, das den Betrachter zum Voyeur einer Peepshow werden lässt. Oft hatte der Künstler in Bochum Halt gemacht, um in einer Peepshow am Bahnhof seine Studien zu machen. „Er sagte, es sei billiger gewesen, in einer Peepshow den Skizzenblock voll zu machen, als ein Modell zu bezahlen“, plaudert Galerist Wolfgang Gmyrek aus dem Nähkästchen.
Inspieriert von Filmemacher Kurosawa
Für die Werke im japanischen Stil nutzte Tadeusz keine Modelle, sondern ließ sich zum Teil von Fujiwara Takanobu inspirieren, einem japanischen Porträtmaler des 12. Jahrhunderts. Diesen hatte er schon vor 50 Jahren in einem Buch über Japanische Kunst entdeckt, das er daraufhin für den damalig sehr schmerzenden Preis von 60 DM erwarb. Bis zuletzt ließ ihn diese Art der Malerei nicht los, die Idee, etwas Ähnliches zu schaffen festigte sich zunehmends.
Doch auch modernere Bildfindungen, wie sie in Akira Kurosawas Film “RAN“ (1985) zu sehen sind, stimulierten ihn in seiner „japanischen Phase“. So zeigt das Museum zwei Bilder, die Szenen aus dem Film nachempfunden sind.
Einflüsse von van Gogh und Monet
In der postumen Werkschau wird erneut deutlich, welch außergewöhnlicher Maler der Kunstwelt mit Norbert Tadeusz verloren gegangen ist. Die monumentalen Bilder eröffnen dem Betrachter die ständige Auseinandersetzung des Künstlers mit der europäischen und damit auch indirekt der japanischen Kunstgeschichte. Es können Einflüsse durch beispielsweise van Gogh und Monet wahrgenommen werden, die sich einstmals ebenfalls mit japanischer Kunst auseinandersetzten. So auch mit dem Künstler Katsushika Hokusai, dessen Farbholzschnitt „Die große Welle von Kanagawa“ weltweit das wohl bekannteste japanische Kunstwerk ist. Auch diesen Stil der Wellen greift Tadeusz in seinem Bild „Tempel I“ auf.
Das Kunstmuseum Bochum dokumentiert mit der spontanen Hommage auf Norbert Tadeusz ein Andenken an einen Künstler, der sich mit großer kunsthistorischer Kenntnis ein außergewöhnliches Lebenswerk geschaffen hat und trotzdem immer auf dem Boden blieb. Wenn man ihn zur Deutung seiner Bilder befragte, antwortete er oft mit einem Totschlagargument, erzählt Galerist Gmyrek: „Ich mal’ nur was ich sehe.“