Bochum. .
Der Kooperationsverbund Arbeit und Bildung Bochum schlägt Alarm: Die bevorstehende Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes könnte das Aus für einige Projekte bedeuten.
Langzeitarbeitslose recyceln ausgediente Elektrogeräte, halten als Quartiershausmeister in der Hustadt und im Westend ein Auge auf Sicherheit und Sauberkeit, verkaufen in Secondhandläden Waren an sozial schwache Kunden. Im Via-Möbelladen bekommt man eine Küche für 200 Euro samt Einbau und Elektroanschlüssen.
Getragen werden diese Serviceleistungen vom Kooperationsverbund Arbeit und Bildung Bochum, der Gewerkstatt in Harpen. Dieser Zusammenschluss gemeinnütziger und freier Träger schlägt nun Alarm: Die bevorstehende Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes könnte das Aus für einige der Projekte bedeuten.
20 Prozent der Förderungen stehen zur Disposition
„Es wurde bereits gekürzt. Die Bundesagentur will 2012 mit der Einsparung von 30 Milliarden Euro beginnen, jeweils 20 Prozent der Förderungen stehen zur Disposition“, sagt Werner Fuhrmann, Sprecher des Kooperationsverbundes.
„Im Bereich der Förderung öffentlicher Beschäftigung (Recycling, Fahrradwache, Möbellager,etc.) gab es in Bochum 2010 4,6 Millionen Euro und 2011 ca. 2,7 Millionen Euro gesamt. Bei den Trägern im Kooperationsverbund standen für den Bereich AGH (Arbeitsgelegenheiten für 1,50 Euro/Stunde) 2010 ca. 2,8 Mio. Euro Förderung , d.h. ca. 600 Plätze zur Verfügung. 2011 sind es noch 1,6 Mio. Euro Förderung für 350 Plätze.“
Bei einer Kürzung im Bereich Arbeitsgelegenheiten dürften Teilnehmer nur noch ein halbes Jahr dazuverdienen und müssten dann eine dreijährige Zwangspause einlegen. 347 solcher Stellen gibt es derzeit bei den Trägern in der Gewerkstatt. Dazu kommen etwa genauso viele junge Leute in Ausbildungsmaßnahmen oder Berufsvorbereitungen.
„Es geht um Menschen, die in der freien Wirtschaft keinen Job fänden“
Bei Kirina e.V. etwa arbeiten rund 35 Langzeitarbeitslose in fünf Stadtteilläden und verkaufen Gebrauchtkleidung an Hartz-IV-Empfänger. Geschäftsführer Lothar Schwachenwalde: „Es sind dabei ältere ausländische Frauen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt niemals eine Chance hätten. Die wären künftig gezwungen, drei Jahre auf die nächste Beschäftigung warten zu müssen.“
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Besonders sauer ist Rolf Makowka, Geschäftsführer der „Grünen Schule“. Als die 1980 aufmachte, galt ihr Schwerpunkt noch der Umschulung. Das ist seit der Arbeitsmarktreform vorbei, da sie nicht mehr gefördert werden. „Der Bereich für Floristen ist schon vor Jahren im Rahmen der Sparmaßnahmen geschlossen worden. Im Garten- und Landschaftsbau haben wir noch 22 AGH, zwölf Umschulungen und fünf Azubis. Dabei klopfen regelmäßig Firmen bei uns an, weil Landschaftsgärtner gefragt, aber rar auf dem Markt sind.“
Fuhrmann: „Wir bieten keine Pflichtaufgaben, sondern zusätzliche Angebote. Es geht hier um Menschen, die in der freien Wirtschaft keinen Job fänden. Oft sind die Maßnahmen, die wir als Träger anbieten, die einzige Perspektive für diese Leute. Was macht die Politik mit ihnen?“ Gespart werden soll in erster Linie bei der Stundenzahl, die noch gefördert wird. Der Kooperationsverbund hat sich an hiesige Bundes- und Landtagsabgeordnete gewandt und drängt sie, den Gesetzesentwurf nicht mitzutragen.