Bochum. . In einer Reha-Klinik nahe Werl liegt ein langjähriger Mitarbeiter des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen im Koma. Bei einem Unfall am 6. Mai hatte der Heizer schwere Kopfverletzungen erlitten. Dem Museum war dies bislang keine Nachricht wert.
Ein Mitarbeiter des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen hat während einer Sonderfahrt des Museumszuges in Hagen so schwere Kopfverletzungen erlitten, dass er seitdem im Koma liegt. Der Unfall geschah bereits am 6. Mai, doch bis heute bewahrt das Museum gegenüber der Öffentlichkeit striktes Stillschweigen über den schrecklichen Vorfall. Wurde aus geschäftlichen Gründen geschwiegen?
Mit dem Kopf gegen die Tunnelbeleuchtung geprallt
Wie die Bundespolizei über Bahnsprecher Jürgen Karlisch der WAZ bestätigte, geschah das Unglück an jenem Freitag im Mai um 19.40 Uhr im Goldbergtunnel von Hagen. Der Mitarbeiter des Eisenbahnmuseums, der 49jährige Reinhard S. aus Dortmund, habe sich während der Fahrt mit dem Bochumer Museumszug aus dem Fenster der Dampflok gelehnt und sei dabei mit dem Kopf gegen die Tunnelbeleuchtung geprallt. „Er war im Team als Heizer und Streckenbeobachter eingesetzt.“
„Um 20.01 Uhr“, schilderte ein Sprecher der Polizei von Hagen, sei der Notruf auf der Wache eingegangen. „Erst hieß es, der Lokführer sei schwer verletzt.“ Es galt, einen Marktplatz nahe der Unglücksstelle für einen Rettungshubschrauber aus Dortmund bereit zu halten. Doch nach vierzig Minuten sei die Entwarnung gekommen: Der Hubschrauber hatte schon einen Landeplatz im Schienenbereich gefunden. Von dort aus wurde der Schwerverletzte zum Knappschaftskrankenhaus nach Bochum-Langendreer geflogen.
„Wir funken der Bahn nicht rein“
Die Hagener Polizei zog sich aus dem Fall zurück („Wir funken der Bahn nicht rein“), weil sich die Bundespolizei als Bahnpolizei um den Vorgang kümmere.
Bahnsprecher Karlisch: „Es war eine Sonderfahrt des Museumszuges vom Eisenbahnmuseum Bochum. Es gab keine Fahrgäste, nur der Lokstand war mit vier Personen besetzt.“ Die Fahrt selbst sei „keine Weltreise“ gewesen, sondern sollte nur von Hagen Hauptbahnhof bis zum Oberhagener Bahnhof gehen.
"Inwieweit wir involviert sind, weiß ich nicht“
Was der Zug da eigentlich sollte, ist noch nicht geklärt. Die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (EUB) prüft den Vorgang immer noch und teilte auf eine Anfrage per E-Mail mit: „Während der Fahrt (Dampfsonderzug) durch den Goldbergtunnel wurde ein Triebfahrzeugbegleiter schwer verletzt.“
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Das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen schwieg auch, als die WAZ nachfragte. Beatrice Lindner, zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: „Es gab einen Vorgang, inwieweit wir involviert sind, weiß ich nicht.“
„Die mauern alle, damit der Unfall nicht bekannt wird"
Nein, sie kenne auch den verletzten Mitarbeiter nicht, habe auch keinen Zugriff auf die Unterlagen, die sich auf jene Fahrt vom 6. Mai beziehen. Man möge dazu Harald Reese befragen, den Leiter des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen. Doch Reese sei nicht zu sprechen, auch nicht über Handy. Er mache Urlaub in Italien. Ein langjähriger Mitarbeiter traut dem Braten nicht: „Die mauern alle, damit der Unfall nicht bekannt wird. Das ist schlecht für das Geschäft.“
Pressesprecherin Lindner selbst ist die Materie durchaus nicht fremd. Noch am 25. August verfasste sie eine Pressemeldung, in der sie im Namen des Eisenbahnmuseums für eine „Fahrt im Nostalgiezug entlang des Rheins“ am 24. September warb und um Vorankündigung bat.
Seit über 30 Jahren ehrenamtlich dabei
Dass sie ihren schwer verletzten Kollegen nicht kennt, ist schwer zu glauben. „Unser Sohn ist schon seit über 30 Jahren als Ehrenamtlicher dabei“, schildert seine Mutter Else. Leider habe sich der Gesundheitszustand noch nicht besonders gebessert. „Er ist noch nicht ansprechbar.“ Erst am Sonntag war sie mit ihrem Mann bei ihm zu Besuch am Krankenbett.
Reinhard S. war Mitte Juni aus dem Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer verlegt worden und befindet sich jetzt in einer Reha-Klinik in Welver bei Werl. „Ich denke, langsam kommt er wieder“, hofft seine Mutter.