Bochum. .
Die große Kritik am Musikzentrum ist ausgeblieben während der Bürgerversammlung zum Bebauungsplan für das Viktoriaquartier Nord am Dienstagabend.
Keiner konnte vorab abschätzen, wie groß die Teilnehmerzahl sein würde. Das Planungsrecht schreibt die Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Bezirksbürgermeister Dieter Heldt hatte ursprünglich den Ratssaal dafür nutzen wollen, doch selbst im kleinen Clubraum des BVZ verlor sich das gute Dutzend Bürger.
Der Bebauungsplan soll das geplante Musikzentrum als Schwerpunkt des Viktoriaquartiers sichern. Der architektonische Wettbewerb wird im Herbst beginnen. Zudem gibt’s Auflagen für Neuentwicklungen im Gebiet, etwa für Werbeanlagen.
Gehobenes Niveau im Viktoriaviertel gewünscht
Geschäftsleute, Nachbarn und Immobilienbesitzer, aber auch am Projekt Interessierte waren gekommen. Und nicht allen schmeckten die Restriktionen. Günter Sachs etwa ist sauer, dass seine Pläne, im Leerstand an der Viktoriastraße (unterhalb der Disco Apartment) ein Internet-Café samt Sportwettenannahme zu eröffnen, auf Eis liegen. „Gewünscht ist, im Viertel ein gehobenes Niveau zu schaffen.
Wie vereinbart sich das mit den geplanten Spielstätten im Hotel Eden und der Methadon-Abgabestelle an der Viktoriastraße?“ Die Frage sei zudem, ob das Musikzentrum überhaupt verwirklicht werde angesichts des Finanzlecks. Einen Plan B fürs Musikzentrum, nach dem Bürger fragten, gebe es übrigens nicht, so Dieter Heldt: „Das hieße, es wird nicht gebaut.“ Dagmar Stallmann (Planungsamt) ergänzte, die in Aussicht gestellten Landes- und EU-Mittel stünden befristet bis 2015 zur Verfügung; bis dahin muss die Stiftung die fehlenden vier Millionen Euro aufbringen.
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Das Hotel Eden, dessen Abriss sich seit Jahren verzögert – laut Verwaltung hat der Investor Vasiliou Petros noch immer nicht alle Unterlagen für die Baugenehmigung eingebracht – ist Teil des Bebauungsplans. Das weckte das Interesse von Hans-Joachim Hauschulz, Geschäftsführer der Logos Gruppe, die im Viertel mehrere Gastronomieeinrichtungen betreibt. Hauschulz ist auch Eigentümer des Hauses Humboldtstraße 36, seit dreieinhalb Jahren ein Leerstand, den er nicht vermieten könne. „Nun weiß ich, dass der Eden-Eigentümer nur noch acht statt wie geplant zehn Spielhallen bauen will. Die beiden übrigen würde ich gern in den Leerstand bringen.“ Viel Hoffnung mache er sich indes nicht, das Vorhaben genehmigt zu bekommen; bislang wurde seine Bauvoranfrage zurückgestellt.
Kreativwirtschaftliche Entwicklung gegen Schmuddelecken
Zwischen seiner Immobilie und der Eden-Ruine gibt’s noch eine Schmuddelecke mit einem ehemaligen Sexshop, nebenan war vor vielen Jahren die Kneipe Melville. Auch hier hat die Stadt keine Eingriffschance, weil die Immobilie in privater Hand ist, so erklärte Hundt auf waz-Anfrage.
Solche Nutzungen sollen durch den Bebauungsplan künftig vermieden werden zugunsten einer kulturellen und kreativwirtschaftlichen Entwicklung des Quartiers. Teil dieses Vorhabens ist auch das größtenteils unbebaute Areal direkt nebenan rund um den Katholikentagsbahnhof und das Riff. Auch dort ist das Ziel, die Brachfläche zu einem Schwerpunkt der Kunst- und Kreativwirtschaft zu machen.
Für das „City Tor Süd“ wurde die Aufstellung eines Bebauungsplans vorgezogen. Für das nächste Jahr ist der Straßenbau vorgesehen, in dessen Zuge auch die Entwässerung in Angriff genommen werden soll, um möglichen Investoren unabhängig vom Musikzentrum ein erschlossenes Grundstück bieten zu können.