Frank Schmehl ist der Leiter der Hauptfeuerwache in Bochum. Er ist damit Chef des größten Koordinierungszentrums der Stadt. Täglich gehen dort rund tausend Anrufe ein. Mit Hilfe vieler Monitore behält Schmehl den Überblick.
Der 35-Jährige leitet die Leitstelle der Hauptfeuerwache am Werner Hellweg und ist damit der Chef. Fünf Männer arbeiten dort, „Disponenten“ genannt. Wäre es nur einer, er hätte nach der Schicht glühende Ohren, denn pro Tag treffen dort rund 1000 Anrufe ein.
Schmehls Büro sieht ein bisschen aus wie die Kommandobrücke von Raumschiff Enterprise. Es ist ein gläsernes, rund gebautes Rondell mit terrassenartigen Ebenen. Überall blinken Computermonitore, Tasten und kleine Leuchten. Auf den vielen Bildschirmen sieht Schmehl ganz genau, wo in der Stadt gerade Lösch-, Rettungs- und Hilfseinsätze laufen.
Pro Tag müssen die Rettungswagen zur medizinischen Hilfe rund 120 Mal ausrücken, die Feuerwehrautos rund 15 Mal. Für alle diese Fahrten stellt die Leitstelle die Weichen. Und dies in Sekundenschnelle.
Wenn es sein muss, drehen die Retter ein paar Etagen tiefer schon 45 Sekunden später den Zündschlüssel um, nachts 60 Sekunden später. Auch wenn sie eingenickt waren. „Wir erreichen jeden Punkt Bochums in spätestens acht Minuten“, versichert Feuerwehr-Sprecher Simon Heußen. Beim Brandschutz seien es bis zu zwölf Minuten.
Der Anrufer hatte Halluzinationen
Telefonmäßig gesehen geht es in der Leitstelle wie im Taubenschlag zu. Dort laufen alle Anrufe derer ein, die den Notruf 112 und den Krankentransportdienst 19222 gewählt haben. Außerdem nehmen die Disponenten den „Kinder-Notruf“ 9105463 an: für alle Fälle von Gewalt und Verwahrlosung. Auch die Notrufe der 500 automatischen Rauchmelder treffen dort ein.
Aber es kommen auch schon mal kuriose Anrufe wie dieser:
Zu Hause auf seinem Sofa, sagte einmal ein Mann, hocke ein Tier, das sähe aus wie ein Frosch, habe ein grauses Fell und rote Augen, klappere mit den Zähnen, sei Fleischfresser und groß wie eine Männerhand. Der Anrufer hatte Halluzinationen und fühlte sich in akuter Not. Die Leitstelle schickte trotzdem jemanden hin, um ihm zu helfen. Wer Disponent ist, muss auch menschliches Fingerspitzengefühl haben.
Aktionstag der Feuerwehr
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„Um ein guter Disponent zu sein, braucht man zwei Jahre“, sagt Schmehl. Er hat Feuerwehrmann von der Pike auf gelernt und später Informationstechnik studiert. Die Leitstelle ist jetzt ein idealer Job für ihn.
Auf seinem Bildschirm ist der aktuelle Standort jedes einzelnen Lösch- und Rettungsfahrzeugs genau verzeichnet. Dunkelblau heißt: Einsatzbereit auf der Wache. Grau: soeben alarmiert. Rot heißt: Ausgerückt zum Einsatzort. Pink: Eingetroffen. Orange: Patient aufgenommen. Weiß: Patient dem Krankenhaus übergeben. Grün: auf der Rückfahrt zur Wache. So weiß Schmehl immer minutengenau, wen er wo einsetzen kann.
Clemens Dubielzig, ein weiterer Disponent, sagt: „Für mich persönlich ist es herausfordernd, strategisch-logistische Arbeit zu leisten: Fahrzeuge sinnvoll einzusetzen und auf Ressourcen zu achten. Das macht mir Spaß, den gesamten Koordinierungsüberblick zu behalten.“
Alle Anrufe werden eine Zeit lang gespeichert
Alle Anrufe werden eine Zeit lang gespeichert - Inhalt, Rufnummer und Anrufminute. So kann die Feuerwehr besseren Kontakt zum Hilfesuchenden halten.
Oder sich nach einem Einsatz rechtfertigen, wenn der Hilfesuchende sich wegen angeblich zu langer Anfahrzeit beklagen sollte. Feuerwehrsprecher Heußen, sagt einem Menschen im Stress eines Notfalls die Wartezeit sehr viel länger vorkäme als sie es in Wirklichkeit gewesen sei.
Aufgezeichnet wird in der Leitstelle auch die Handynummer, die vom Anrufer unterdrückt wird. Wer die Leitstelle als anonymer Scherzkeks veralbern will, sollte sich das lieber zweimal überlegen.
Obwohl: Es gab auch mal einen Rapper, der am Notruftelefon seine Sangeskünste zum Vortrag brachte. Weil die Leitstelle zehn Leitungen hat und gerade alles ruhig war, haben die Disponenten ihm ein wenig zugehört.
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