Bochum. .
Keine Angst vor Elektroschocks: Das will die Feuerwehr den Bochumern vermitteln und schult immer mehr Laien an Defibrillatoren.
Vor zehn Jahren hat die Feuerwehr damit begonnen, diese „Defis“ genannten Geräte im Stadtgebiet zu verteilen. Heute finden sich gut 200 von ihnen überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, wie in öffentlichen Gebäuden (Bürgerbüros, Sportstätten, Uni, Schauspielhaus, Schwimmbäder), große Firmen, (Zahn-)Arztpraxen und bei zwei Privatleuten.
Dazu Dr. Christoph Hanefeld, Leiter des Rettungsdienstes: „80 Prozent der Herz-Rhythmus-Störungen sind Kammerflimmern. Da zählen Minuten, bis das Gehirn irreversibel gestört wird. Da hilft nur ein Elektroschock.“ Hanefeld berichtet von einem 35-jährigen Familienvater, der in einem Bochumer Fitnessstudio zusammengebrochen war. Der Notarzt wurde alarmiert, doch der Mann starb dann später mit Hirnschaden in einem Pflegeheim. „Oft wollen die Leute nichts falsch machen und machen deshalb gar nichts. Eine Herzdruckmassage hätte geholfen, hätte die Phase bis zum Einsatz des Defibrillators überbrücken können. Mund-zu-Mund-Beatmung kann man dabei vernachlässigen, die die meisten ohnehin scheuen.“
Binnen drei Minuten beim Patienten
Die Laien-Defibrillatoren, so das Konzept, sollten in einem solchen Fall binnen drei Minuten den Patienten erreicht haben. „Geht der Notruf ein, erkennt die Leitstelle an einem Display, wo der nächste Defi zu finden ist. Der jeweilige – geschulte – Ansprechpartner, z.B. der Pförtner der Sparkasse, wird von uns alarmiert.“
Die Geräte, so versichert Uwe Bösader von der Feuerwehr, seien tatsächlich auch für Laien leicht zu bedienen. „Das Gerät spricht und beschreibt seine Funktionen, denen man nur noch folgen muss.“ In Zusammenhang mit der dezentralen Verteilung der Defibrillatoren und der Laienschulungen hat das so genannte Bochumer Konzept bundesweit Beachtung gefunden. Ein Poster zum Notfall wurde jetzt durch eine Internistenvereinigung prämiert.
Die Schulungen bietet die Wehr regelmäßig bei Veranstaltungen an. „20 Minuten reichen, um Laien den Defibrillator verständlich zu machen“, so Simon Heußen. Nächste Gelegenheit ist beim Herztag im St. Josef am 10. November ab 15 Uhr.