Bochum bekommt einen neuen jüdischen Friedhof. Der Standort wird auf dem Hauptfriedhof sein - zwischen Feldmark und Havkenscheider Straße.
Der vorhandene jüdische Friedhof an der Wasserstraße wird nach Prognose der Verwaltung in drei bis fünf Jahren voll belegt sein; eine Wiedernutzung von Grabstätten lässt der jüdische Glaube nicht zu. Erweiterungsflächen gibt’s in Wiemelhausen nicht.
Auf der Basis der Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde (derzeit ca. 1160 Personen, dazu kommen 380 nichtjüdische Ehepartner) hat die Stadt den Bedarf, angelegt auf 100 Jahre, errechnet. Danach werde eine Fläche von 15.000 Quadratmetern gebraucht.
Jüdischer Eigenbetrieb
Der östliche Teil auf dem Hauptfriedhof wird langfristig nicht benötigt; tendenziell verkleinern sich seit Jahren die Friedhofsflächen, weil Urnenbestattungen dominieren. Die jüdische Gemeinde Bochum, Herne, Hattingen will den Bereich, analog zu den konfessionellen Friedhöfen, selbst betreiben. Sie stellt eine eigene Friedhofssatzung auf und wird auch die Beerdigungen, Pflege der Flächen und Kostenerstattung abwickeln.
Jüdischer Friedhof
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Der Hauptausschuss hat sich in seiner letzten Sitzung einstimmig für diese Lösung entschieden. Indes hatte die CDU beantragt, „die Trauerhalle auch für andere Trauerfeiern – insbesondere von Menschen jüdischen Glaubens aus anderen Gemeinden Bochums – zu öffnen“, soweit Lothar Gräfingholt.
Streit vermeiden
Sein Fraktionskollege Christian Haardt ergänzte, schließlich werde die Stadt der Gemeinde die Fläche kostenlos überlassen (der Verkaufspreis beträgt symbolisch einen Euro). Einen „echten“ Kauf des Areals für ca. 15.000 Euro kann sich die Gemeinde nicht leisten. Dieser Vorstoß wurde mehrheitlich abgelehnt. Damit solle „Streit innerhalb der verschiedenen Gruppen vermieden werden“, so argumentierte Martina Schmück-Glock (SPD). Die Stadt will die Trauerhalle Havkenscheid in zehn Jahren aufgeben.
Zwei Gruppen haben sich von der jüdischen Gemeinde abgespalten und neue eigene Gemeinden gegründet. Eine von ihnen, die jüdische Reformgemeinde, ist an die Stadt herangetreten mit dem Wunsch, eine eigene Friedhofsfläche bereitgestellt zu bekommen. Die Stadt sei indes nicht verpflichtet, mehrere Friedhöfe je Auslegung einer Glaubensrichtung bereitzustellen, zumal der Antrag der Reformgemeinde auf Aufnahme in den Zentralrat der Juden abgelehnt worden war.
Einhellig wurde hingegen beschlossen, vertraglich zu regeln, dass die jüdische Gemeinde für Beerdigungen, die das Sozialamt bezahlen muss, Gebühren maximal in Höhe der städtischen Gebührensatzung in Rechnung stellt. Denn gegenwärtig wickelt die Stadt die Bestattungen auf dem jüdischen Friedhof in Wiemelhausen ab, in der Mehrzahl finanziert durchs Sozialamt.
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