Seit drei Jahren betreibt die Jüdische Gemeinde die Begegnungsstättte Rambam in Steinkuhl. Jetzt laufen zwei Fördermaßnahmen aus. Der Stadtteiltreffpunkt für russischsprachige Menschen ist akut bedroht
Seit drei Jahren gibt es die Begegnungsstätte „Rambam”. Die Jüdische Gemeinde hat bewusst Räume in einem VBW-Hochhaus in Steinkuhl angemietet. Denn gerade in diesen anonymen Bauten leben viele Ausländer. Allein rund 300 Gemeindemitglieder, fast alle mit russischen Wurzeln, wohnen in unmittelbarer Nähe. Die Angebote für ältere Menschen oder Jugendliche sind stark nachgefragt, die Kurse meist voll belegt. Doch ausgerechnet jetzt laufen zwei Förderprojekte aus. Die Folgen sind fatal. Der Vertrag eines Nachhilfelehrers ist bereits ausgelaufen und im März trifft es auch Emiliya Kanyevska, der guten Seele des Zentrums.
Die Sozialarbeiterin Olga Issak ist bei der jüdischen Gemeinde angestellt und hat 'Rambam' von Beginn an begleitet. „Gerade für ältere Zuwanderer, die sonst oft einsam in ihren Wohnungen sitzen würden, ist dieses Projekt wichtig.” Doch die 90 Quadratmeter große ehemalige Wohnung ist mehr als ein Ort der Begegnung. Computerkurse, Malkurse, Gymnastik, Kochkurse oder Sprachkurse sind im Angebot.
Früher war Horst Friedrichsmeier Gymnasiallehrer an der Schiller-Schule, jetzt unterrichtet er 'Deutsch für Senioren'. „Noch nie habe ich so angenehme Schüler gehabt”, sagt er. Friedrichsmeier ist beliebt. Für seine Schüler bedeutet der Unterricht viel. Gerade lernen sie, was zu einem einfachen Dialog bei einem Arztbesuch gehört.
Gleich nebenan in einem kleineren Zimmer sitzen sechs ältere Männer und Frauen. Dort trifft sich der Malkurs. Sorgfältig haben sie einen Apfel und eine Vase drapiert. Sie malen Stillleben. An diesem Tag sind sie zusammengekommen, obwohl der Lehrer krank ist. Kurzerhand haben sich die Teilnehmer entschlossen, einfach ohne ihn zu malen.
Auch Freda Berezovskja ist dabei. Vor 15 Jahren kam sie nach Bochum. Sie besucht nicht nur die Malgruppe: „Ich mache gern mit, weil das so nah bei meiner Wohnung ist. Außerdem ist es gut für die Seele, es macht Spaß”, sagt die 72-Jährige, die daheim ihre 98-jährige Mutter pflegt.
Olga Isaak schätzt, dass mehr als 100 Menschen regelmäßig die Begegnungsstätte besuchen. „Manchmal dient der Ort nur als Treffpunkt oder Ausgangspunkt für gemeinsame Ausflüge.” Doch für viele ist er aus ganz anderen Gründen wichtig. Russische Zuwanderer, nicht nur Menschen jüdischen Glaubens, kommen oft mit den Strukturen der deutschen Gesellschaft nicht zurecht, wissen nicht welche Institution bei einem bestimmten Problem weiter helfen kann.
Bis Ende letzten Jahres wurde das Jugendprojekt aus Mitteln des EU-Fonds für europäische Integration (EIF) gefördert. Die „Aktion Mensch” unterstützt noch bis März die Personalkosten für die Angebote für ältere Menschen.
Doch die Jüdische Gemeinde möchte 'Rambam' unbedingt weiter führen, wenn auch ein wenig verkleinert. Eine zweite, ebenfalls von der VBW angemietete Wohnung wurde aufgegeben. „Wenn wir die Begegnungsstätte schließen müssten, würde ein guter Prozess, der gerade erst begonnen hat, plötzlich abgebrochen”, so Olga Isaak.
Doch es gibt Hoffnung. VBW und Stadtwerke wollen offenbar mit regelmäßiger Unterstützung zumindest die Anmietung der Räumlichkeiten absichern. Doch an dem fehlenden Geld für die Personalkosten könnte am Ende doch noch alles scheitern.