Unter dem Stichwort Experiment Kunst eröffnet die Ars Urbana in Bochum
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Bochum. . Urbanität findet einen immer größer werdenen Raum in der Kunst und Kulturszene. Am kommenden Freitag eröffnet in Bochum die Ars Urbana Vol 0: Experiment Kunst. Das Kunstfestival findet vom 17. Juni bis 3. Juli im Katholikentagsbahnhof statt.
„Am wenigsten brauche ich Natur. Ich wohne doch in der Stadt, die wo eh viel schöner ist“, schreibt der Schriftsteller Rainald Goetz in seinem 1984 erschienenen Text „Hirn“. Genauso ergeht es Olaf Rauch, Kurator und Veranstalter der „Ars Urbana Vol. 0: Experiment Kunst“, die von 17. Juni bis 3. Juli im Katholikentagsbahnhof (Konrad-Adenauer-Platz 3) stattfindet.
Der Bochumer Fotograf und Multimedia-Künstler hatte die Idee dazu im letzten Jahr. Fasziniert von den Räumlichkeiten entstand der Gedanke für ein Kunstfestival. Warum gerade „Ars Urbana“? Welche neuen Aspekte lassen sich dem inflationär behandelten Begriff „Urbanität“ noch abgewinnen? Zuerst einmal mag Olaf Rauch lateinische Namen und „ich kann mehr tote Sprachen, als lebendige“ lacht er. Außerdem fügt er hinzu „bin ich ein absoluter Stadtmensch“.
Er ist davon überzeugt, dass Themen wie Mobilität, urbanes Leben und seine psychologische Auswirkungen nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Und Co-Kuratorin Saridi fügt hinzu, dass viele der ausgestellten 13 Künstler sofort von der Idee begeistert gewesen seien. So nahm das „Experiment“, so die Macher, innerhalb von sechs Monaten Gestalt an. Saridi ist auch mit Werken zu sehen, einer Arbeit wider das Vergessen. Ihre Bronzeköpfe, totenmaskengleiche Gesichter, erinnern an Zwangsarbeiter in der Jutefabrik Ahaus.
Bilderzyklus „Anderwelt“
Im weitesten Sinne mit Vergangenheit und Erinnerung beschäftigt sich auch der Berliner Fotograf Michael Waldau. Tote, verlorene Orte, vergessene Welten und die Ästhetik des Vergänglichen sind die Stichworte zu seinem Bilderzyklus „Anderwelt“. Verwunschene Räume, an denen merkwürdige Prinzessinnen aus dem Nichts auftauchen, lassen märchenhafte Assoziationen im Kopf des Betrachters entstehen.
Ganz im Gegensatz dazu faszinieren den Kölner Künstler Jochen Seelhammer nicht der Stuck und der Zierrat längst verlassenen Bauten. Er liebt den nackten Beton. Seine speziell bearbeiteten surrealen Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen eine andere, verfremdete Sicht darauf.
Aktualität nach Fukushima
Neben Räumen mit Arbeiten mit stark regionalem Bezug, wird auch einen Blick in die Zukunft des Urbanen geworfen. Der papierene Kubus des Künstlers Christoph Damm wird sämtliche GPS-Koordinaten der gerade entstehenden Kernkraftwerke zeigen, eine Installation, die durch die Katastrophe in Fukushima eine ungeahnte Aktualität entwickelt hat. Auch die Bilder des Düsseldorfer Malers Emil Schult sind der Gegenwart und Zukunft gewidmet. Bekannt wurde er durch seine Zusammenarbeit mit Kraftwerk. Es entstanden LPs wie “Autobahn“, “Radioaktivität“, oder “Computerwelt“.
Natürlich ist Macher Olaf Rauch mit eigenen Werken vertreten. Seine Fotografien zu Themen wie Zeit und die Ästhetik des Verfalls sind oft stark regional verwurzelt.
Rahmenprogramm
Am Freitag wird die nullte „Ars Urbana“ mit Vernissage und raumfüllender Performance ihre Pforten öffnen. Und neben der Ausstellung ist hier täglich ein interessantes Rahmenprogramm aus den Bereichen Film, Konzert, Lesung, Tanz und Theater geplant.
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