Bochum. .

Eindeutig mehrdeutig: Vom 1. bis zum 4. Juni findet das studentische Theaterfestival Megafon unter dem Motto „schön vermessen“ in der Bochumer Innenstadt und ihrer Peripherie statt. Dabei sind die meisten Spielorte keine Theaterräume. Für Megafon ist das keine Beschränkung, sondern Teil des diesjährigen Konzepts und eine gern gesehene Herausforderung. Egal, ob Tänzer in der Galerie Chrom, Installationen in der Goldkante, oder Theatertext im Jungle-Outlet – ab Mittwoch will Megafon neue Räume erobern und dabei die Stadt kartographieren.

Das Festival startet klassisch. Zur Eröffnung am 1. Juni gibt es um 16 Uhr zunächst Sekt und Schnittchen im Hauptquartier von Megafon. Ihre Zentrale hat die Crew schräg gegenüber dem Hotel Eden am Südring 36 aufgeschlagen. Ebenfalls am Mittwochabend wird um 18 Uhr in der Rotunde (ehemaliger Katholikentagsbahnhof, Konrad-Adenauer-Platz) „Woyzeck – ein Kollektivkörperproblem“ zu sehen sein. Die Inszenierung von Gernot Grünewald bietet keinen Raum für Rollen, sondern nur Spieler, die alles sein können: Woyzeck und Marie, Doktor und Tambourmajor. Diese Version des Büchner Stoffes soll vor allem Spiel- und Sichtweisen erweitern.

Extraordinäre Performanceband

Nach der Inszenierung geht es weiter in die Chrom-Galerie im Ehrenfeld. Hier sind ab 21 Uhr Herr Leitung, Pussy Hass, Kaiser Kurzweil zu sehen. Das glamouröse Trio gilt als besonders extraordinäre Performanceband und tritt unter dem Namen „Martin & the evil eyes of Nur“ auf. Neben New Wave und Synthesizern bringen sie auch ein Harmonium in ihre Show ein. Gefangen in einer ästhetischen Dauerschleife versuchen sie sich als Zerrspiegel für Popmusik und Mode.

Den zweiten Festivaltag eröffnen Installationen ab 16 Uhr in der Rotunde. Dazu gibt es noch Musik von der Theaterband „Provinztheater“. Ab 21 Uhr zeigt dann Maria Isabel Hagen unter dem Titel „Today I`m willing to understand“ ihre Ein-Frau-Performance im Jungle-Outlet. Mit philosophischen Grundfragen stellt sie die Welt kurzerhand auf den Kopf und Selbstverständliches in Frage. Ein Hölzchen-auf-Stöckchen-Gedankenexperiment für alle, die der englischen Sprache mächtig sind.

Vollmundiger Titel

Am Freitag loten schließlich „Plastik-Works + Partners“ mit ihrer „Expedition 44787“ im Theater der Gezeiten (Antoniusstraße 8) aus, was Kunst eigentlich mit Herrschaft zu tun hat. Aber vor allem der Festivalsamstag verspricht spannend zu werden: „Kann ich deinen Diskurs mal in den Mund nehmen“ (18 Uhr, Theater der Gezeiten) lautet der vielversprechend-vollmundige Titel der Inszenierung von Malte Schlösser, die schon an der Grenze zur Professionalität kratzt. Schlösser arbeitete u.a. als Regieassistent bei Christoph Schlingensief und Frank Castorf an der Volksbühne Berlin.

Kernschmelze

Zum Abschluss um 22 Uhr zelebrieren dann Beate M. Valentino und Orphelia Müller „Die Kernschmelze der persönlichen Authentizität“. Ihr Auftritt geht nahtlos in die Abschlussparty in der Rotunde über.

Tageskarten können für 10 bzw. 6 Euro erworben werden. Der reguläre Kartenpreis beträgt 7 Euro, ermäßigt 4 Euro.