Ausstellung in Bochum zeigt Bilder, die mit Haaren gemalt wurden
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Bochum.
In der Galerie Januar sind ab dem 27. Mai Bilder zu sehen, die nicht mit der Hand, sondern mit dem Kopf gemacht wurden. Und das ist wörtlich zu nehmen: Das Mal-Utensil der Essener Künstlerin Patricia Murawski (25) sind - ihre langen blonden Haare!
Murawski ist Heavy Metal-Fan, Airbourne, Metallica, Grave Digger, solch’ harten Sachen hört sie gern, und deshalb ist ihr natürlich das Phänomen des „Headbangin’“ vertraut - jenes auf jedem Metal-Konzert zu beobachtende wilde Kopfschütteln des Publikums zum Drive der Musik, bei dem die Haare fliegen.
Die Dynamik dieses Tanzstils hat Murawski fasziniert. Mit der Kamera war sie erst in Rock-Clubs unterwegs, später lud sie Headbanger in ihr Atelier ein und schoss Ganzkörperporträts von den Tänzern, die sie in ein neutrales, stilisiertes Weiß einbettete. Die fliegenden Haare und die nackten Hände und Füße sind die einzigen Farbtupfer. Auch diese wie grafisch wirkenden Aufnahmen sind in der Galerie Januar zu sehen, und sie überzeugen durch ihre reduzierte Kraft, durch die Präsenz ihre festgefrorene Dynamik.
Überraschendes Ergebnis
Genauso wie Patricia Murawskis Malerei. Sie bevorzugt extreme Leinwandformate, und das hat eben den Grund, dass ihre Bilder wahrhaftig in Aktion entstanden: Sie taucht ihre Haare in Farbe, stellt die Musik laut und lässt den Kopf kreisen - Headbanging als Äußerungsform der Jugendkultur wird zur Darstellungsform der Kunst. Das Ergebnis ist überraschend, überrumpelnd und äußerst einnehmend: Die rohen Leinwände, nicht grundiert, sind übersät mit tiefschwarzen Schlieren, Tupfern, Spuren, Flecken und Flächen - die Farbspuren der ruhelosen, rohen Bewegung, festgebacken auf der Leinwand wie die wehenden Haare der Tänzer auf Murawskis Fotografien.
Diese Bilder erinnern Jackson Pollock, dessen Drippings und Action Paitings gleichfalls dem kalkulierten Zufall Raum lassen. Murawski hat nichts gegen diesen Vergleich, im Gegenteil: „Es ist halt eine moderne Variante des Action Painting.“ Die junge Künstlerin hat sich bei ihrer Kunst allerhand gedacht. Den Gewinn hat der Betrachter ihrer Bilder. Alles Kopfarbeit eben.
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