Bochum. . Oft sind es nur Blicke, die Zimmermädchen in Bochumer Hotels von Gästen spüren. Doch sie sind auf der Hut, vor allem, wenn der Gast nach dem Zimmerservice ruft, während er gerade einen Pornofilm ansieht. Nicht erst seit dem Fall Strauss-Kahn.

Zimmermädchen als sexuelles Freiwild für dreiste Hotelgäste? Was den Chef des Internationalen Währungsfonds, Dominique Strauss-Kahn, in New York in Bedrängnis und in die Haft brachte, ist auch in Bochumer Hotels gelegentlich ein Thema. Doch zu Anzeigen kommt es selten, die Polizei vermutet allerdings eine hohe Dunkelziffer.

Wo endet der Flirt, wo beginnt im Hotel die Anbahnung zum sexuellen Übergriff? - Wie Hidir Özdemir, Direktor des Vier-Sterne-Hotels Park Inn, bei einer WAZ-Umfrage schildert, kommt es hin und wieder vor, dass Hotelgäste versuchen, das Personal anzubaggern. Etwa mit dem anzüglichen Spruch am Morgen: „Die Eier bitte, wie man sie gerne hätte.“ Oder spät am Abend: „Was machen Sie gleich nach Feierabend?“ Laut Özdemir sei da das geschulte „gekonnte Überhören“ am Platze - auch wenn „Yes I can“ das Logo von Park Inn sei. Treibe es der Gast zu bunt, riskiere er, auf die Straße gesetzt zu werden.

"Die Mädels werden bestellt wie eine Pizza“

Toleriert werde dagegen, wenn vor allem asiatische Gäste sich willige Damen von draußen aufs Zimmer kommen lassen wollen. Nicole Nittsträter, Direktionsassistentin des Park Inn, berichtet, wie diskret das abläuft: „Für solche Fälle haben wir Kontaktdaten und Visitenkarten. Die Mädels werden dann bestellt wie eine Pizza.“ Die Bezahlung erfolge nicht selten durch die Geschäftsleitung der Asiaten, „als „Bonus für herausragende Leistungen“. Auch wenn manche Gäste sich „verbale Ausrutscher“ leisten, einen „schlechten Tag erwischt“ haben oder „mit dem falschen Fuß aufgestanden“ sind, hätte sie zum Glück nichts Schlimmeres erlebt, sagt Nittsträter. Und ihr Direktor nennt die Parole: „Der Kunde ist König, solange er sich wie ein König verhält.“

Ein Zimmermädchen aus einem anderen Bochumer Hotel über ihre sexuelle Erfahrung am Arbeitsplatz: „Einer aus dem Führungsteam hatte einen Hang dazu, Azubinen etwa einen Klaps auf den Popo zu geben. Sowas spricht sich schnell herum.“ Der Mann habe inzwischen seinen Posten geräumt.

Bisher keine einzige Strafanzeige

Unangenehm sei es auch, wenn Gäste sich einen Pornofilm ansehen und dabei nach dem Zimmerservice rufen. „Hier unten an der Rezeption kann man nämlich sehen, auf welchem Zimmer gerade ein Pornosender eingeschaltet ist.“ Wie bei einer deutschen Unterhaltungsgröße aus Film und Fernsehen, die dabei gleich mehrfach den Zimmerservice geordert hatte. Da habe ihn keine mehr bedienen wollen, „auch wenn er im Fernsehen immer so lustig ist“.

Wegen sexueller Belästigung durch Hotelgäste ist in diesem Jahr bei der Bochumer Polizei keine einzige Strafanzeige eingegangen. Hauptkommissar Guido Meng: „Ich gehe von einer hohen Dunkelziffer aus und vermute, dass etwa in den Fällen von einfachem Begrapschen das in den Häusern lieber selbst geregelt wird.“