Bochum. . Stadt und Polizei wollen in Bochum keinen Straßenstrich. Sehr sorgfältig werde man deshalb darauf achten, ob Prostituierte von Dortmund, vor allem Rumänninen und Bulgarinnen, nach Bochum wechseln, erklärten Behördensprecher im Gespräch mit der WAZ.
Rund 500 Prostituierte gehen in Bochum ihrem Gewerbe nach - im Bordell, in Saunaclubs und in Wohngemeinschaften. Nur einen Straßenstrich, den gibt es nicht. Noch nicht. Denn jetzt fürchten die Behörden, dass rumänische und bulgarische Prostituierte von Dortmund auch nach Bochum wechseln könnten.
„Es ist der erklärte Wille von der Stadt und der Polizei, die Etablierung eines Straßenstrichs nicht haben zu wollen“, sagte Kriminalinspektionsleiter Werner Brückner zur WAZ. „Wir werden das sehr achtsam im Auge behalten.“
Bislang sei die Prostitution in Bochum „relativ im Hellfeld“. Das Bordell sei überschaubar, die Saunaclubs, etwa „Freude 39“ an der Freudenbergstraße, seien bekannt und würden „häufig in Zusammenarbeit mit der Stadt besucht“. Und sogar die sogenannte Wohnungsprostitution habe man relativ gut im Blick, weil die dort schaffenden Frauen auf Inserate angewiesen sind. Mehrfach wurden derlei häusliche Sex-Treffs geschlossen, meist nach Hinweisen aus der Nachbarschaft.
"Mit der Situation leidlich zufrieden"
„Wir sind mit der Situation leidlich zufrieden“, sagte Ordnungsdezernentin Diane Jägers, weist aber darauf hin, dass „wir den Straßenstrich nicht generell untersagen können“.
Die Innenstadt Bochums ist für Prostitution jedoch Sperrbezirk. Deshalb ist das Rotlichtviertel an der Gußstahlstraße genau genommen keins. Zwar gibt es dort ein Etablissement mit Table-Dance, doch die Gußstahlstraße selbst gehört noch zum Sperrbezirk. Erst wer den Schritt macht in den Kontakthof „Im Winkel“, befindet sich juristisch im Außenbereich und praktisch mitten im Bochumer Bordell.
Bis zu 250 Frauen bieten hier ihre Dienste an. Dass ihre Zahl gewachsen ist, hängt mit Neu- und Umbauten des rund hundert Jahren alten „Eierbergs“ zusammen, wie das Bordell in der Bevölkerung genannt wird. Die Kneipe „Rote Laterne“ am Eingang zum Hof wurde in das „Rote Haus“ umgebaut, mit Anbahnungszimmer samt Theke und Sitzecke. Und vor zwei Jahren entstand am Ende des Kontakthofs das Millionen Euro teure „Laufhaus“ mit 40 Zimmern auf mehreren Etagen und einer Pizzeria.
„Dieses Haus ist schon sehr schön, es lässt viel Licht herein, die Zimmer sind komfortabler“, findet Mechthild Eickel, Geschäftsführerin der Bochumer Prostituiertenhilfe „Madonna“, warme Worte für den aufgehübschten Puff.
Hohe Zimmerpreise sollen abschrecken
Zwar stammten einige Frauen, die hier arbeiten, aus Bulgarien und Rumänien, aber dass die Straßendirnen aus Dortmund hier in größerer Zahl einziehen könnten, hält Eickel für unwahrscheinlich. Dazu seien die Zimmerpreise („Bis zu 140 Euro täglich, dann aber mit Essen und Getränken“) zu hoch.
Falls sie aus Dortmunds Straßen vertrieben werden, würden die Prostituierten sich eher nach Duisburg oder Essen oder ins Ländliche von Recklinghausen orientieren, weil sie dort bekannte „Infrastrukturen“ vorfinden, also einen erlaubten Straßenstrich samt Boxen, wo die Freier mit ihren Pkw parken. Und einen Baucontainer, wo die Frauen essen, sich aufwärmen und beraten lassen können.
„Möglicherweise geht der Straßenstrich an Bochum vorbei, aber noch glaube ich nicht daran“, ist Dezernentin Jägers jedenfalls auf der Hut.