Bochum. . In einem Interview mit der WAZ äußert sich eine Bochumer Polizeibeamtin zu einer Gewaltattacke eines jungen Autofahrers. Sie hatte ihn wegen seines Verhaltens im Verkehr kontrollieren wollen. Dabei schlug er ihr mehrfach mit der Faust ins Gesicht.
Nach einer besonders brutalen Prügelattacke eines Autofahrers in der Nacht des 7. März war eine Bochumer Polizeibeamtin mehrere Wochen arbeitsunfähig. Eine Streifenwagenbesatzung hatte den 20-Jährigen am Westring angehalten, weil er kurz zuvor beinahe mit einer Verkehrsinsel kollidiert war. Bei der Kontrolle rastete der Mann, ein Marler, dann völlig überraschend aus. In seinem Auto fand die Polizei später sogar einen Teleskopschlagstock. Rund zwei Monate nach dem Vorfall stellte die WAZ der Polizeibeamtin einige Fragen.
Wie haben Sie die Autokontrolle erlebt?
Ich bin an das Fahrzeug herangetreten und habe den Fahrzeugführer durchs geöffnete Fenster angesprochen. Er schrie mich direkt an, ich solle ihm meinen Ausweis zeigen. Ich versuchte beruhigend auf ihn einzureden, der Mann blieb aber äußerst aggressiv. Aus Gründen der Eigensicherung öffnete ich die Fahrertür um eine bessere Einsicht in das Fahrzeuginnere zu haben. Dann bat ich ihn auszusteigen. Er sprang aus dem Fahrzeug und schlug mir sofort mehrfach und unvermittelt mit der Faust ins Gesicht. Erst nach einigen Schlägen konnte ich mich zur Wehr setzen. Mein Kollege und ich setzten weiterhin Pfefferspray ein, um weitere Angriffe zu verhindern. Daraufhin flüchtete der Beschuldigte zunächst. Er konnte kurze Zeit später gestellt werden und wurde zum Polizeigewahrsam gebracht. Während der Fahrt beleidigte er uns, unter anderem als „Nazischweine“, und bedrohte uns aufs Übelste.
Können Sie sich diese Gewalt erklären und sehen Sie ein Motiv dafür?
Ein Motiv oder eine Erklärung wird sich vielleicht bei den weiteren Ermittlungen und der Vernehmung des Mannes finden, Alkohol hat jedenfalls keine Rolle gespielt. Möglicherweise spielt es eine Rolle, dass der Mann in einem Kulturkreis aufgewachsen ist, in dem es nicht üblich ist, sich von Frauen etwas sagen zu lassen.
Welche Verletzungen haben Sie durch den Angriff erlitten?
Ich hatte eine Gesichts- und Jochbeinprellung linksseitig mit diversen Hämatomen und Kopfschmerzen. Da mir meine Brille auf dem Gesicht zerschlagen wurde, erlitt ich zudem eine vorübergehende Sehschwäche auf dem linken Auge.
Wie geht es Ihnen heute und wie lange waren Sie vom Arzt krank geschrieben worden?
Jetzt geht es mir wieder gut. Ich war vier Wochen lang krankgeschrieben, sechs Wochen war die Schwellung in meinem Gesicht deutlich sichtbar.
Fahren Sie auch weiterhin Streife?
Ja, seit Anfang April bin ich wieder im Polizeidienst und fahre auch wieder Streife.
Beobachten Sie im Streifendienst eine Zunahme an Gewalt, verbal wie körperlich?
Ja, ich habe das Gefühl, dass die Gewalt zunimmt. Die Qualität der Gewalt hat sich stark verändert. Die Angriffe auf Polizisten werden brutaler. Besonders Jugendliche und Heranwachsende zeigen häufig keinen Respekt gegenüber der Polizei.
Wurde bereits Anklage gegen den Autofahrer erhoben?
Wir haben ein Strafverfahren unter anderem wegen Widerstandes, Beleidigung, Bedrohung und Körperverletzung eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft entscheidet über das weitere Vorgehen.
Hat er sich bei Ihnen entschuldigt?
Nein.