Bochum. . In Bochum wurden im vergangenen Jahr über 2500 Straftaten mehr erfasst als im Jahr davor. 37.306 waren es im Jahr 2010. „Die Bereitschaft zu Gewalt wächst“, sagte Polizeipräsidentin Diana Ewert bei der Vorstellung der Kriminaljahresstatistik.
„Die Bereitschaft zu Gewalt wächst“, sagt die Bochumer Polizeipräsidentin Diana Ewert. „Draußen wird der Ton härter und rauer.“ Sie sagte dies am Montag bei der Vorstellung der Kriminaljahresstatistik 2010. Die besagt, dass es in der Stadt Bochum über 2500 Straftaten mehr gegeben hat als im Jahr zuvor - insgesamt 37.306. Der Spruch der Bochumer TV-Polizisten Toto und Harry „Hier herrschen Recht und Ordnung“ ist also eher theoretisch zu verstehen.
„Bochum die sicherste Großstadt im Ruhrgebiet“
Doch die Polizeipräsidentin hat auch gute Nachrichten: Parallel zur steigenden Kriminalitätsrate ist auch die Aufklärungsquote angewachsen, wenn auch nur leicht. Gut jeden zweiten Fall (52 Prozent) hat die Kripo gelöst, so viele wie in kaum einer anderen Stadt in NRW. Außerdem stehe Bochum bei der Anzahl der Straftaten gemessen an der Einwohnerzahl gut da. Diana Ewert meinte deshalb, dass „Bochum die sicherste Großstadt im Ruhrgebiet“ sei.
Dieser These stehen aber negative Entwicklungen in vielen Deliktarten gegenüber. Vor allem die Anzahl der Körperverletzungen ist in Bochum stark angestiegen (von 3700 auf 4165), auch die der Raubtaten (von 341 auf 436). Darunter zählt auch das in der Jugendsprache verharmlosend genannte „Abziehen“ von Handys oder Geld. Dramatisch nach oben geschnellt ist im Vorjahresvergleich die Quote bei Taschendiebstählen (von 601 auf 1284), die Quote beim „Diebstahl von unbaren Zahlungsmitteln“ (von 1101 auf 1450) und die Quote von Wohnungseinbrüchen (von 1060 auf 1153). Die Kripo konnte hier meistens ihre Aufklärungsquoten zwar etwas verbessern, aber die überwältigende Mehrheit dieser Diebe blieb unbekannt. Bei Taschendiebstählen wird nur jeder 20. geschnappt. Darunter seien auffallend viele aus Osteuropa, so die Kripo. Von den Wohnungseinbrüchen wird immerhin jeder fünfte aufgeklärt. Überwiegend stammen diese Täter aus Rumänien, hieß es.
Schwerpunkte in der Sicherheitsarbeit
Zur Bekämpfung der Kriminalität will die Polizeipräsidentin künftig drei Sicherheitsschwerpunkte setzen: Es soll mehr Polizeipräsenz (auch in zivil) auf Plätzen, Wegen und Straßen geben. Es soll mehr gegen Wohnungseinbrüche unternommen werden, schließlich seien die Opfer „häufig traumatisiert“, weil auch so eine Tat ein Eingriff in die Intimsphäre sei. Drittens will die Kripo verstärkt Senioren vor Kriminalität und den Gefahren des Straßenverkehrs schützen.
Kripo-Chef Andreas Dickel sagte auch etwas über die Rauschgift-Statistik (leicht auf 1026 Fälle gestiegen). „Jugendliche, die zwei oder drei Joints gezogen haben, können sehr schnell in starke Abhängigkeit geraten.“ Der Konsum von Cannabis sei keinesfalls vergleichbar mit dem von drei Flaschen Bier. Damit sprach er auch die Eltern an, aufzupassen. Sechs Bochumer starben 2010 an Drogen (2009: 12).
Die Anzahl der Sexualdelikte (280) ist in etwa konstant geblieben. Drei Drittel wurden aufgeklärt. Mord und Totschlag gab es 2010 in unserer Stadt - relativ - wenig. Ein Bochumer (23) wurde erstochen. Der Tatverdächtige (22) steht bald vor Gericht. Die Anklage lautet auf Mord.