Mit wachem Blick dreht Peter Karl Hübner seine Runde durch die Innenstadt. Die Fußgängerzone mit Kortumstraße, Boulevard, Bahnhof und die Viktoriastraße sind das spannende Revier des Bezirksbeamten.
Ladenbesitzer, Spaziergänger, Bettler oder Alkohol- und Drogenabhängige – sie alle trifft der 58-Jährige täglich bei seiner Arbeit an. Viele von ihnen kennt Hübner seit Jahren, einige begrüßen ihn zuweilen sogar mit „Na, du altes Arschloch!“.
„Das ist nett gemeint“, weiß Hübner den rauen Umgangston auf der Straße zu deuten. Für viele Bettler, Alkohol- und Drogenabhängige ist der Polizeihauptkommissar schlicht „der Peter“, sie duzen ihn. Hübner sieht’s gelassen: „Manche von denen sehe ich öfter als meine Verwandten“.
Seit 1975 ist Hübner bei der Bochumer Polizei, seit 2003 sorgt er im Bezirk 106 für Ordnung. Der 58-Jährige kennt seine Pappenheimer. „250 bis 350 Alkis und Drogenabhängige – die Zahl liegt im Großstadttrend – halten sich jeden Tag in der Innenstadt auf“, erklärt Hübner und zeigt auf den Husemannplatz. Eine Handvoll Frauen und Männer haben es sich dort mit einer Flasche Bier auf den Bänken gemütlich gemacht. Stammpublikum nennt Hübner sie. Solange sie „keine Randale machen“, greift er nicht ein.
Im Laufe der Jahre hat der 58-Jährige viele Menschen auf der Straße kommen und gehen sehen, darunter Bettler, bei denen er mal einen Streit um den besten Sitzplatz schlichten musste. Hübner erinnert sich aber auch an „Drogenabhängige, die sich am Riff den goldenen Schuss gesetzt haben“. Und er bedauert: „Die Zahl der Verlierer in unserer Gesellschaft nimmt zu. All diese Leute treffen sie in der Innenstadt“. Dabei habe sich in Bochum etwas geändert: „Organisierte Banden agieren jetzt europaweit“. Er meint damit Bettlergruppen aus der Slowakei, die auf Mitleid setzen: „Als ich vorbeikam, sprang ein vermeintlich Einbeiniger auf und nahm die Füße in die Hand.“
Seine Stimme ist die wichtigste Waffe
Trotz allem, für Hübner ist Bochum kein Zentrum der Kriminalität. Zwar „bleibt’s bei 70 000 bis 80 000 Menschen, die sich täglich im Bahnhof begegnen, nicht aus, dass etwas passiert“, sagt der Ordnungshüter. Die Polizei habe aber ein Auge darauf, dass sich keine gewaltbereite Szene etabliere, so Hübner.
Zu Fuß, mit Pistole, Pfefferspray und Handschellen gewappnet, ist der Polizist vier Stunden am Tag unterwegs. Seine Ausrüstung kommt dabei selten zum Einsatz. Die wichtigste Waffe sei seine Stimme, betont Hübner. Er sucht das Gespräch mit Unruhestiftern, freundliche, aber bestimmte Worte sind seine Stärke. Nur wenn einer mal partout nicht friedlich sein wolle, setze er die Handfesseln ein. „Das kommt so zweimal im Jahr vor“. Die meisten Konfliktsituationen löst Hübner allein. Wird es jedoch zu brenzlig, ruft er sich Verstärkung durch Kollegen von der Streife.
An diesem Tag nicken Hübner viele auf seinem Streifzug zu, manche Bochumer suchen auch das Gespräch. Anderen reicht schon die bloße Anwesenheit des Polizisten. Er ist gerade einmal in Sichtweite, da verschwinden die Kunden der Drogenberatungsstelle rasch nach drinnen. Denn eigentlich dürfen sie sich nicht vor dem Gebäude aufhalten. „Aber wir können ja nicht jeden festnehmen“, schmunzelt Hübner.
Polizei Bochum – rund 70 verschiedene Stadtbezirke
Die Stadt Bochum ist in 38 Stadtbezirke unterteilt. „Für jeden Stadtbezirk ist ein Bezirksbeamter zuständig“, erklärt Polizeihauptkommissar Peter Hübner. Insgesamt betreue das Polizeipräsidium Bochum, zu dessen Tätigkeitsbereich auch die Städte Witten und Herne gehören, rund 70 Bezirke, sagt Hübner. Wie der 58-Jährige seien die meisten Beamten Polizisten mit langjähriger Berufserfahrung. Unter den Bochumer Bezirksbeamten ist im Übrigen auch eine Polizistin. Vergangenes Jahr haben die Beamten in Bochum insgesamt 34 782 Straftaten registriert, darunter waren 341 Raubdelikte. Die Zahl der gemeldeten Taschendiebstähle war im Jahr sogar 2009 geringer als zuvor. Sie ist von 812 auf 601 Fälle gesunken. Weitere Informationen zur Kriminalstatistik gibt es unter www.polizei-nrw.de/bochum.