Bochum. .
Noch sind es nicht allzu viele Immobilienbesitzer, die den Blick in die eigene Zukunft richten. Architekten wie Dietmar Riecks, Vorsitzender des BDA (Bund Deutscher Architekten), achten hingegen auf altengerechte Details.
„Für einen Einfamilienhausbesitzer im Sauerland, dessen Grundstück am Hang liegt, haben wir einen Aufzug von der Straße eingebaut, der durch einen Tunnel zum Haus führt.“ Solche Finessen sind in Japan nichts Ungewöhnliches, schreitet das Land doch bei der Überalterung noch rascher voran als Deutschland.
„So etwas käme auch für Häuser in Stiepel mit Hanglage in Frage“, meint Riecks. Er beobachtet hingegen, dass Leute ihre geerbten Immobilien verkaufen und in die Stadt ziehen. „Darauf müssen wir reagieren. Hochwertige innerstädtische Wohnungen werden stärker nachgefragt.“
Politik muss sich auf Schwerpunkte konzentrieren
Die Quartiere werden sich laut Riecks verändern, „allein schon durch die Bevölkerungsreduzierung. Immobilien verlieren an Wert, können nicht mehr vermietet werden, weil sie nicht gepflegt wurden. Das kann eklatante Folgen haben, bis hin zur Ghettoisierung“, warnt Riecks. Die Frage, ob Planer in solchen Fällen besser auf Abriss drängen sollten, stellt sich nicht, denn die öffentliche Hand kann nicht über Privateigentum verfügen.
Nicht alles, was heute kritisch betrachtet wird, sei schlecht, meint der Architekt und nennt den viel gescholtenen Boulevard: „In zehn Jahren wird man ihn positiver aufnehmen. Er bietet Freiräume, hat Aufenthaltsqualität.“ Die Politik müsse sich angesichts der Finanzschwäche der Stadt konzentrieren auf Schwerpunkte, um den Wandel offensiver zu gestalten. In der Altenpflege habe sie die Zeichen der Zeit erkannt: „In Bochum ist man bemüht, solche Modelle stadtnah zu verwirklichen.“
Ein Beispiel ist das St. Mauritius-Stift im Ehrenfeld. Dort wurde Integration verwirklicht, indem ein Wohnheim für Senioren entstand, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Architekt Heinz Hetschold: „Die meisten Menschen wollen in ihrer vertrauten Umgebung bleiben. Diese Verwurzelung ist im Ehrenfeld intensiver als anderswo. Sie kennen die Infrastruktur und ihre Nachbarn. Im Mauritius-Stift finden sie diese Vorteile.“