Trauernde Schüler bilden Menschenkette in Bochum für getötete 17-Jährige
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Bochum. .
Aus Trauer um ihre am Sonntag getötete 17-jährige Mitschülerin haben am Mittwochmorgen mehrere hundert Schülerinnen und Schüler einer Bochumer Kollegschule eine Menschenkette gebildet.
Gegen 10 Uhr wurde der Unterricht im ganzen Hause unterbrochen. Die Schülerinnen und Schüler und auch Mitglieder der Lehrerschaft fassten sich an den Händen und stellten sich rund um das große Schulgebäude an der Akademiestraße auf. Kaum einer sprach etwas. Es waren Minuten der Besinnung, des Mitleidens und des Bewusstwerdens der Vergänglichkeit.
Viele in dieser großen Schule an der Akademiestraße kannten die 17-Jährige aus Stiepel zwar gar nicht. Doch auch sie reihten sich in die Menschenkette ein - ein deutliches Zeichen, dass dieses Verbrechen, das ein 17-jähriger Freund des Opfers bereits gestanden hat, in den Köpfen der Mitschüler nicht einfach spurlos vorübergeht. Die Idee zu diese Geste des Anstands kam aus der Schülervertretung.
Es sind bewegende und teilweise zutiefst persönliche Sätze, die dort an der Tafel heften. „Die traurige Nachricht hat uns alle sehr mitgenommen. Wir hoffen, dass Du in Frieden ruhst“, schrieb jemand. Ein anderer: „Mit Deinem plötzlichen Tod wurde uns ein geliebter Mensch genommen. Du warst ein sehr liebevoller Mensch. Vor allem Deine Art zu lachen hat uns glücklich gemacht.“ Auf einer weiteren Karte schrieb jemand: „Du bist zwar von uns gegangen, aber tot bist Du nicht für uns, weil tot ist nur jemand, den man vergisst, und wir werden Dich nicht vergessen, Du bist immer in unserem Herzen. Wir hatten eine sehr schöne Zeit mit Dir.“ Oder: „Egal, was war... Ich werde immer an Dich denken. Du fehlst mir... Jetzt bist Du ein Engel.“
„Erinnern ist die qualvollste Art des Vergessens“
Ein extra großer Trauergruß kam gemeinsam von der Schulleitung, der Lehrerschaft und der Schülerschaft. Darauf wurde der Lyriker Erich Fried zitiert: „Erinnern ist die qualvollste Art des Vergessens und vielleicht die freundlichste Art der Linderung dieser Qual.“
Schüler bilden Menschenkette
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Als letzte nahm die Klasse der Getöteten vor der Gedenktafel Abschied. Zwei Schüler, der eine ganz in Schwarz gekleidet, umarmten sich und trösteten sich unter stillen Tränen. Ganz anders hingegen die Stimmung bei zwei weiteren Schülern im Foyer: Nur wenige Meter weiter spielten sie offenbar völlig unbeeindruckt von allem an einem Billardtisch.
Auf der Gedenktafel hängen auch zwei Fotos von der 17-Jährigen - schöne, lebendige Bilder. Am kommenden Samstag wird sie beerdigt. Die Beisetzung findet im engen Familienkreis statt.
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