Gute Freundin erwürgt - 17-jähriger Bochumer kann sich Tat selbst nicht erklären
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Bochum. .
Noch immer ist unklar, warum ein 17-jähriger Kollegschüler am Sonntag seine gute Freundin (17) in Stiepel erwürgt hat. In der Schule des Opfers wird am Mittwoch eine riesige Menschenkette gebildet.
Noch immer ist nicht ganz klar, warum genau der 17-jährige Kollegschüler am vorigen Sonntag, 3. April, in Stiepel seine gleichaltrige Freundin erwürgt hat. „Die Motivlage, die er benennt, ist wenig überzeugend“, sagte Oberstaatsanwalt Jochen Kodal am Dienstag auf WAZ-Anfrage. Seine Aussage habe „etliche Widersprüche“. Aber: „Letztlich gehen wir davon aus, dass die Beziehung der Hintergrund der Tat ist.“ Die ganze Wahrheit bleibt aber bisher offenbar das Geheimnis des Beschuldigten.
Selbstmordabsichten am Fluchtort Berlin
Bisher habe der junge Bochumer erklärt, dass er sich die Tat selber nicht erklären könne, sagt Kodal. Er habe die 17-Jährige ruhig stellen wollen, aber sie sei nicht ruhig gewesen. Die Nacht auf Sonntag hatte er bei ihr in ihrem Zimmer im elterlichen Wohnhaus verbracht - mit Billigung ihrer Mutter. Noch am Samstag waren die zwei am Kemnader See mit Inlinern geskatet.
Angeblich war die langjährige Beziehung nur rein freundschaftlich gewesen, weil sie sexuell nichts von ihm wollte. Die Ermittler wollen jetzt konkreter aufklären, ob Eifersucht, sexuelle Zurückweisung oder noch ein anderes Problem der Auslöser der Tat war. Der Junge, sagt Kodal, habe mehrfach im Zimmer der Schülerin übernachtet. Umgekehrt soll auch sie mal bei ihm zu Hause geschlafen haben, ebenfalls mit Erlaubnis von dessen Mutter, eine alleinerziehende Frau. Der Vater lebt in London.
Sonntagfrüh um 7 Uhr hatte der 17-Jährige das Haus verlassen. Dass er dann Berlin für seine Flucht auswählte, war purer Zufall. Er hob Geld vom Bankautomaten ab und stieg im Bochumer Hauptbahnhof in den nächstbesten Intercity, berichtet Kodal. In Berlin habe sich der junge Bochumer, der ein Messer bei sich trug, in einem Park aufgehalten und sich umbringen wollen.
Am Handgelenk habe er sich „ein bisschen geritzt“. Eventuell habe er sich auch aufhängen wollen. Beim Versuch habe aber sein Handy geklingelt. Seine Mutter sei in der Leitung gewesen. Daraufhin stellte sich der Jugendliche. Kodal ließ auch ihn gerichtsmedizinisch untersuchen. Das Opfer, das unbekleidet neben dem Bett gefunden worden war, wurde bereits obduziert. Alle Ergebnisse zu den Spuren liegen noch nicht vor.
Menschenkette um das Schulgebäude
Die Getötete ging auf die Alice-Salomon-Kollegschule an der Akademiestraße. Dort wollte sie ihren Realschulabschluss machen. Wie Schulleiterin Helga Harder-Kühne der WAZ sagte, wollen die 2800 Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerschaft am Mittwoch (6. April) um 10 Uhr eine Menschenkette um das Schulgebäude bilden.
Mitschüler trauern
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Aus Trauer um die Schülerin wurde im Foyer eine Gedenktafel mit Blumen aufgestellt. Dort steht auf den Karten: „Wir, die Schulgemeinschaft, trauern um unsere Schülerin...“ Es folgen das Geburts- und das Todesdatum. Jemand anders schrieb: „Uns halten scheinbar nur die Grenzen, die wir uns selber setzen. Da denkt man, man ist sicher bei einem Freund und...“ Auf einer weiteren Karte schrieb jemand: „Die Klasse 12 B trauert um das Schicksal von... Unser Mitgefühl gilt auch der Familie und den Freunden. Ruhe in Frieden.“
An anderer Stelle heißt es: „Wir vermissen Dich jetzt schon.“ Auf einer Karte daneben steht: „Obwohl wir Dich nicht kannten, sind wir in tiefer Trauer und Anteilnahme mit Deiner Familie und Deinen Freunden und bedauern einen tragischen Verlust. Im Namen der Klasse FA 11 A.“
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