Bochum. .

Friedhelm Ritter von Meißner ist der neue Leiter des Bochumer Gefängnisses. Der 63-Jährige trat sein Amt nur wenige Tage nach dem spektakulären Ausbruch eines Bochumer Häftlings an. „Das ist reiner Zufall gewesen“, sagte er in einem WAZ-Gespräch.

Mit 63 Lebensjahren übernimmt Friedhelm Ritter von Meißner noch einmal eine große Aufgabe: Er leitet die drittgrößte geschlossene Haftanstalt in NRW, die mit über 800 Gefangenen belegte Krümmede in Bochum. Den neuen Posten vergab das NRW-Justizministerium nur wenige Tage nach dem spektakulären Ausbruch eines Bochumer U-Häftlings (26).

„Das ist reiner Zufall gewesen“, sagte von Meißner in einem Gespräch mit der WAZ. „Ich bin froh, dass ich beim Ausbruch noch nicht da war. Sonst hätte man gesagt: Kaum ist er da, bricht schon einer aus.“ Nach dem frühen Tod seines Vorgängers Henning Köster, der im vorigen Juni im Alter von nur 62 Jahren nach schwerer Krankheit starb, hatte er sich ganz normal beworben - und den Zuschlag bekam er erst jetzt.

100 Kilometer Anfahrt von seinem Zuhause im Sauerland

Der neue Chef der JVA hat einen Adelstitel: Ritter. Am Telefon meldet er sich aber nur mit „von Meißner“. Nach Bochum hat er eine sehr weite Anreise: Sein Zuhause liegt 100 Kilometer entfernt im Sauerland. Die Hin- und Rückfahrt zieht sich. „Das erlaubt es mir, Distanz zu gewinnen“, sagt von Meißner. Von den Häftlingen, von dem belastenden Leben dort.

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Von Meißner hatte vorher fast zwölf Jahre die JVA Hagen geleitet. Das war eine Art Verteilergefängnis. Dorthin kam, wer zu mindestens zwei Jahren Haft verurteilt worden war. Dann wurde untersucht, „welche Macken“ ein Häftling hat - und wie und in welchem Gefängnis man ihn sozialtherapeutisch am besten behandeln kann. Danach wurde er in andere Gefängnisse weitergereicht. Zum Beispiel nach Bochum, wo auch viele „Ell-Eller“ sitzen. So heißen „Lebenslängliche“ im Justizjargon.

Alles umkrempeln in der Krümmede will von Meißner jetzt auf keinen Fall. „Man sollte seine Gemeinde kennen, bevor man etwas verändert. Man muss erstmal gucken.“ Über 400 Justizbedienstete arbeiten dort.

„Ein belastender Beruf“

Beim Personal sieht von Meißner auch eine große Herausforderung für seine künftige Arbeit. Weil es bald zahlreiche Pensionierungen gibt, könnte Nachwuchssorgen auftauchen. Der Strafvollzug, sagt der JVA-Leiter, „ist ein belastender Beruf“. Da sei es nicht leicht, „ausreichend geeignete“ Kräfte zu finden.

Nach sieben bis zehn Jahren auf einem Chefposten sollte man wechseln, sagt der 63-Jährige. „Man verschleiße sonst oder würde „als Wagenburg“ wahrgenommen. In Bochum will er aber nicht nur bis zu seinem 65. Geburtstag bleiben. Es besteht die Möglichkeit zu verlängern bis zum 66. oder 67. Lebensjahr. „Das werde ich wohl machen.“

Privat ist der dreifache Familienvater übrigens Schauspieler in einer Theatergruppe.