Düsseldorf.

NRW-Justizminister Kutschaty (SPD) hat zugegeben, dass die JVA Bochum eine Mitschuld an der spektakulären Flucht eines U-Häftling hat, der noch immer auf freiem Fuß ist. Das Treppenhaus hätte durch Türen gesichert werden müssen.

Fehler und Versäumnisse in der Justizvollzugsanstalt Bochum haben die spektakuläre Flucht eines Untersuchungshäftlings begünstigt. Das musste Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Mittwoch vor dem Rechtsausschuss des Landtages einräumen. Dem 26-jährigen Bilal Chahrour, gegen den ein Haftbefehl wegen schweren Raubes vorliegt, wurde es offenbar durch Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften erleichtert, am vergangenen Freitag aus einer Dachluke des Hafthauses zu türmen. Der noch immer flüchtige Libanese konnte sich ersten Erkenntnissen zufolge nach dem morgendlichen Duschgang weitgehend unbehelligt durch das Treppenhaus der Haftanstalt bewegen. So gelangte er in ein sonst doppelt verschlossenes Dachzimmer, das gerade als Werkzeuglager einer Elektrofirma genutzt wurde.

Treppenhaus hätte gesichert werden müssen

Das Treppenhaus hätte durch Zwischentüren gesichert werden müssen, erklärte Kutschaty. Auch hätten die JVA-Bediensteten der externen Handwerksfirma nicht die Schlüssel zum Dachboden überlassen dürfen.

Die fehlende Extra-Sicherung der Dachluke und des Bochumer Anstaltsdachs erklärte ein Ministerialbeamter hingegen damit, die Flucht eines Menschen ohne Hilfsmittel über zwei fünf und sechs Meter hohe Gebäude habe „unsere Fantasie gesprengt“. Eine Kameraüberwachung sei zwar gegeben, „in der Sekunde des Geschehens“ habe das Wachpersonal jedoch nicht auf den Monitor geschaut. Auf bohrende Nachfragen von CDU und FDP versicherte Kutschaty, der Ausbruch von Bochum habe „nur auf lebensgefährliche Weise“ gelingen können.