Bochum/Side. .

20 Anhänger des VfL Bochum haben die Profifußballer in ihr Trainingslager in der Türkei begleitet. Die eingeschworene Gemeinschaft verschiedener Fan-Clubs verbindet seit fünf Jahren Urlaub mit Fußball-Leidenschaft.

Julia ist wohl die glücklichste Türkei-Urlauberin in diesem Winter. 23 ist die Blonde mit dem schwarzen Strähnchen im Haar geworden am Donnerstag, und der Fan-Beauftragte des VfL Bochum, Dirk Michalowski, den doch alle nur Moppel nennen, kam mit einem signierten Trikot von Christoph Dabrowski vorbei - und vor allem: mit Dabrowski persönlich! Mit dem Kapitän des Zweitligisten, dem von Julia so umschwärmten „Lieblingsspieler“, der in ihrer Wohnung in Bochum von 21 Fotos und Plakaten jeden Tag grüßt. „Dass der Dabro selbst gekommen ist“, schwärmt Julia, „dat war eine super Überraschung.“

„Wenn man den Verein liebt, ist hier nichts langweilig.“

Julia ist eine von 20 Anhängern, die mit dem VfL ins Trainingslager in Side an der türkischen Riviera geflogen sind. Eine überschaubare Clique - Köln begleiten Hunderte Jecken, auch Ligakonkurrent Fürth war mit gut 50 Anhängern vor Ort.

Eine eingeschworene Gemeinschaft verschiedener (und teils keiner) Fan-Clubs ist das, die seit fünf Jahren zusammen unterwegs ist im Winter: Weil sie da „Urlaub mit Hobby verbinden“, wie Meli sagt. Weil „der enge Kontakt zur Mannschaft beim VfL einfach schön ist“, wie Kai (29) meint. Weil sie „die Vorbereitung interessiert“, wie Markus „Macke“ Striebeck (42) erklärt. Die meisten kommen ja zu jeder Einheit, auch morgens um halb zehn, um einen Zlatko Dedic oder Andreas Johansson beim Dehnen zu beobachten. „Wenn man den Verein liebt“, versichert Macke, „ist hier nichts langweilig.“

Nicht nur Fans sondern auch Urlauber

Es wird ja nicht nur gerannt (Profis) und geguckt (Fans), die Spieler lassen ja auch mal den Ball laufen, die Anhänger gehen mal schwimmen im Golf von Alanya (warm) oder im Pool des Hotels (schweinekalt), sie strandwandern zum Apollon-Tempel in der Hafenstadt Side, spannen aus, machen Party, natürlich. Oder sie gackern und albern so laut rum wie junge Frauen namens Julia, Meli (23), Steffi (20) und Katharina (19) eben gackern und albern können.

Und man hat ja auch zu tun: Fahnen - „Lappen“, wie die Fans sagen - von den „Fanstastic Supporters“, „El Locoz“, den „Treuen“ oder der „Blue White Crew“ müssen sie aufhängen an den Zäunen hinterm Trainingsplatz-Tor und wieder abhängen. Und bei den Testspielen im schmucken Stadion, von der Hotelkette Emirhan 2008 aus der Wiese gestampft, nachher choreographisch überlegt wieder anbringen. „VfL, wir sind da, jedes Spiel - ist doch klar. Trainingslager, tut schon weh, scheiß egal , BOCHUM OLE“, steht auf einem „Lappen“, und so was in der Art singen sie denn auch, am späten Freitagabend, nach ein paar Bier in der „Sports Bar“ des Sensimar Resort, dem Spielerhotel!

Einladung zum Mannschaftsessen

Der VfL hatte die Anhänger eingeladen zum Mannschafts-Abendessen mit anschließendem Small-Talk in der Bar, und fast alle Profis plus Vorstand und Betreuer sind gekommen: Marcel Maltritz, Slawo Freier, Roman Prokoph, sie quatschen mit den Anhängern, als zählten die zum Team - eine im oft so distanzierten Profifußball-Geschäft außergewöhnliche Aktion. „Das zeichnet den VfL aus“, sagt „Macke“ nüchtern, und Kai lobt den Organisator dieser ganzen Fan-Aktionen: „Der Moppel macht dat schon gut.“

Aber Small-Talk hin und „bombiges Wetter“ her: „Bekloppt ist das natürlich schon“, sagt Kai; dem Klub immer hinterherzureisen - erst recht nach diesem Katastrophenjahr! Es soll sich lohnen: Im letzten Winter, als Trainer Heiko Herrlich mit der Mannschaft allein nur für drei Tage auf eine Berghütte zog, hat „uns das gefehlt“, sagt Macke, dieser „Rückrunden-Vorbereitungsgeist“. Den Absteigern wohl auch. Macke sagt: „Ja, wir steigen wieder auf.“